Portrait Svenja Rimle

Ach, wie oft haben doch einst die Ernährungs­berater/-innen im Spital versucht, uns die Ernährungspyramide und etliche Fakten rund um das Thema «gesunde Ernährung» einzutrichtern.
Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, als wir «Neu-Diabetiker» während unseres Spitalaufenthalts mit einer Ernährungsberaterin dem Migros um die Ecke einen Besuch abstatteten, die Kaloriendichte und Inhaltsstoffe unserer liebsten Nahrungsmittel (damals Schokolade und Energydrinks) genau unter die Lupe nahmen und schlussendlich den Laden verliessen, ohne etwas gekauft zu haben.
Doch vor einigen Wochen habe ich etwas getan, was den Experten im Kinderspital vermutlich die Haare hätte zu Berge stehen lassen. Ich übernachtete bei einem Kollegen. Als wir am folgenden Morgen in seiner Küche nach etwas Essbarem zum Frühstück suchten, erblickte ich im Kühlschrank einen «Cheesecake», welcher mir das Wasser im Mund zusammenlaufen liess.
So kam es, dass ich, als Typ-1-Diabetikerin, an jenem Morgen drei Stücke Quarktorte zum Frühstück genoss. Damit möchte ich nicht sagen, dass man das jeden Tag machen sollte oder dass das eine tolle Aktion war. Doch auch wir Diabetiker sollten ab und zu unvernünftig sein dürfen, oder nicht? Solange wir solchen Trieben nicht allzu häufig nachgeben, ist es auch völlig in Ordnung, den kleinen Engel auf unserer Schulter, welcher uns eher zu Vollkornbrot und Obst rät als zu Kuchen und Schokolade, zu ignorieren und stattdessen zu etwas zu greifen, was uns in jenem Moment wirklich glücklich macht. Und übrigens: Obwohl dieser Cheesecake überhaupt nicht ernährungspyramidenkonform war, befand sich mein Blutzucker einige Stunden später bei der Kontrolle im grünen Bereich.

AutorIn: Svenja Rimle