Portrait Svenja Rimle

Zugegeben, gewisse Aktivitäten wurden nicht für Diabetiker geschaffen. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass wir diese nicht trotzdem ausführen können. Festivalbesuche zum Beispiel. Riesige Menschenmengen, fettiges Fast-Food an den Essensständen und dazu tanzen und feiern bis zum Morgengrauen… Die langen Fussmärsche vom Zeltplatz bis zur Bühne, das Hüpfen zu den Beats und der Verzicht auf Nahrung während mehreren Stunden lassen den Blutzucker rasch sinken. Ausgeglichen wird das Ganze durch die Aufregung und den Adrenalinschub vor jedem Act, den vielen Emotionen und dem kohlenhydratreichen Essen, bei welchem man sich mit den Insulineinheiten eigentlich immer verschätzt.
Die Insulinpumpe bleibt unter einem weiten Pullover versteckt. Ich möchte diesbezüglich bloss keine Aufmerksamkeit erlangen, sondern den Event ganz einfach als normaler Festivalbesucher geniessen können. Im Nachhinein kann ich behaupten, dass ich die vier Tage gut überstanden habe, ohne dass irgendjemand von meiner Krankheit Notiz genommen hatte. Ich bin dankbar, dass mein Diabetes mich so wenig einschränkt, denn ich konnte essen, tanzen, im Zelt übernachten und mich anschliessend während des Sonnenaufgangs auf den Heimweg begeben. Die regelmässigen Blutzuckerkontrollen, mit Hilfe der Taschenlampe meines Handys, gaben mir Sicherheit. Auch wenn so mancher Diabetologe den Kopf schütteln würde, wenn er mich an jenem Wochenende begleitet hätte, war es eine gelungene Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte … (:

AutorIn: Svenja Rimle