Beerengemuese

Gewöhnlich meinen wir, wenn wir von Beeren sprechen, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren, Preiselbeeren, weisse, rote oder schwarze Johannisbeeren. Es gibt aber auch einige Gemüsesorten, die botanisch zu den Beeren gehören: Tomaten, Auberginen, Peperoni, Gurken, Zucchetti und Zucchini, Rondini, Patissons (Bischofs­mütze); und auch kleine und grosse Kürbisse sind Beerenfrüchte.

Die Tomate (Solanum lycopersicum) ist sicher das bekannteste und beliebteste Beerengemüse. Das geht schon aus den verschiedenen Bezeichnungen dafür hervor: In Österreich heisst sie Paradeiser, auf Italienisch Pomodoro (Goldapfel). Der Name Tomate kommt aus dem mexikanischen Spanisch. Dort heisst sie «Tomatl»; und es waren die spanischen Seefahrer, die sie aus Perù nach Portugal und Spanien brachten.
Die Tomatenpflanze gehört zur Gattung der etwa 1200 Nachtschattengewächse, wie u. a. die giftige Tollkirsche, die aber medizinisch als Belladonna hilfreich ist. Auch die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs; und ihre Beerenfrucht, die aus dem hübschen weiss-lila Kartoffelblütchen wird, ist wegen ihres Solaningehaltes ebenfalls giftig. Nur geniessen wir ja nicht das kleine Kartoffel­früchtchen, sondern die nahrhaften Wurzelknollen. Davon mehr im nächsten «d-journal», wenn ihre Saison kommt.
Als die Tomatenpflanze nach Europa kam, wurden ihre Früchte zunächst ebenfalls als giftig erklärt. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie – vor allem in mediterranen Küchen – geschätzt und zu Suppen, Saucen, Salaten und Gemüse verwendet. Glücklicherweise gibt es sie nun längst auch auf unseren Märkten, von den ganz kleinen Cherry- und Datteltomaten bis zu den großen aromatischen Küsnachter Tomaten. Es gibt rote Tomaten, gelbe, grüne und orangefarbene. Tomaten sind immer köstlich, roh, als Saft, Cremesuppe oder Gemüse. Ein Tipp noch fürs Kochen: Tomaten sollten einem Gericht immer erst in den letzten fünf Minuten zugegeben werden; denn sie haben eine sehr kurze Garzeit.
Auch die Aubergine (Eierfrucht, Solanum melangena, auf Italienisch Melanzana) ist ein Nachtschattengewächs. Sie stammt aus Ostindien und gilt dort als Aphrodisiakum. Besonders beliebt sind die wunderschönen glänzend violetten Auberginen; es gibt aber auch köstliche kleine weisse oder gelbliche Sorten. Sie alle eigenen sich – in Scheiben geschnitten – zum Dünsten oder Backen und halbiert zum Füllen.
Ein sehr wichtiges Beerengemüse sind auch die Peperoni (deutsch Paprikaschoten); und auch sie wurden im 16. Jahrhundert von den Spaniern als «spanischer Pfeffer» nach Europa gebracht. Als Gemüse kultiviert wurden sie zuerst in Ungarn und Österreich. Dort sind sie noch heute wichtiger Bestandteil des Gulyàs (Gulasch). Peperoni gibt es bei uns heute rot, gelb, grün, orange; und sie eignen sich nicht nur zu Gulyàs, sondern auch – fein geschnitten – als Salat; sie sind schön zum Füllen und Dünsten, sie gehören in die Ratatouille; und sie gelten überdies als das vitaminreichste Gemüse.
Die Gurke (Cucumis sativus nach Cucurbita = Kürbis) ist ein Kürbisgewächs, ebenso wie die ­Zucchetti und Zucchini. Sie alle können wie Auberginen gedünstet, gebacken, gefüllt verwendet werden. Besonders die Gurke ist aber auch sehr köstlich als Salat, mit und ohne griechischen Joghurt oder Schafkäse.
Etwas seltener treffen wir Patissons und Rondini auf unseren Märkten; in Frankreich sind die beiden feinen Kürbisgewächse als Gemüse bekannter als bei uns. Wenn Sie Glück haben, finden Sie sie aber auch auf hiesigen Wochenmärkten.
Schliesslich ist sogar der Kürbis (Cucurbita maxima), der bis 100 kg schwer werden kann, eine Beerenfrucht. Kürbisse waren schon zu Luthers Zeit bekannt als Gemüse und Kompott; Kürbiskernöl wurde wohl schon damals aus den vielen mandelförmigen Samen gepresst. Luther formte aus dem Althochdeutschen «kurbiz» unser modernes Wort Kürbis. Kürbisse wachsen überall auf der Welt, wo Mais gedeiht. Da auch Kürbisse vor allem im Herbst und Winter Saison haben, dann mehr davon.

AutorIn: Myrtha Frick