Bockshornklee Trigonella Foenum 71480675

Jeder Diabetiker weiss, dass eine gute Stoffwechselkontrolle, insbesondere ein stabil tiefer Langzeitblutzuckerwert HbA1c, das A und O der Prävention von diabetischen Folgeerkrankungen darstellt. Warum aber erhöht sich das Risiko für Gefässerkrankungen z. B. an Augen, Nieren, für Neuropathie, Herzinfarkt und Schlaganfall? Was haben diese gefürchteten Folgeschäden des Diabetes gemeinsam und was kann man zusätzlich zur guten Blutzuckereinstellung tun, um sie zu vermeiden oder so lange wie möglich hinauszuzögern?

Was haben diabetische Folgeerkrankungen gemeinsam?
Kurz gesagt: erhöhten oxidativen Stress und einen chronischen, unterschwelligen Entzündungszustand. Zwei Faktoren sind für deren Entstehung verantwortlich: Blutzucker aktiviert grundsätzlich das Immunsystem, worauf die Immunzellen ständig Entzündungsbotenstoffe produzieren. Andererseits gehen Zuckermoleküle mit Proteinen (z. B. Bluteiweissen und Enzymen) eine chemische Reaktion ein, und es entstehen sogenannte AGEs (Advanced Glycation Endproducts).Diese können ihre Funktion nicht mehr erfüllen und aktivieren – ebenso wie der Zucker selber – Entzündungszellen. Gleichzeitig erhöhen sie den oxidativen Stress im Körper. Dadurch wird im Körper ein leichter, aber dauerhafter Entzündungszustand verursacht, der die Grundlage für die Entwicklung von chronischen Entzündungskrankheiten, aber eben auch von diabetischen Folgeschäden bildet. Diese Vorgänge finden auch beim Gesunden statt, was mit der Zeit zu Alterserkrankungen führt. Dieses sogenannte Entzündungsaltern ist bei Diabetikern, durch den mehr oder weniger stark erhöhten Blutzuckergehalt jedoch verstärkt und beschleunigt.

Chronische Entzündung – Schwelbrand im Körper
Das Beseitigen von Krankheitserregern und das Entfernen geschädigter oder abgestorbener Körperzellen bei einer Verletzung sind die eigentlichen Hauptaufgaben des Immunsystems und als solche allgemein bekannt. Dazu löst es eine akute und gezielte Entzündungsreaktion aus und beendet diese nach der Zerstörung der gefährlichen Elemente wieder. Ähnlich wie ein Flammenwerfer, der nach Gebrauch wieder abgestellt wird.
Anders verhält es sich bei einer chronischen Entzündung. Durch verschiedene Faktoren (z. B. Blutzucker) wird das Immunsystem andauernd leicht aktiviert. Die Entzündungsreaktion fällt dabei zwar meist schwächer aus, ist aber in der Regel auch nicht sehr gezielt. Es herrscht quasi ein Schwelbrand im Körper, ähnlich wie er auch in einem Heustock vorkommen kann. Dieser zieht dann auch gesundes Körpergewebe in Mitleidenschaft. Besonders betroffen sind dabei die Wände von Blutgefässen, wo sich verstärkt Schädigungen durch arteriosklerotische Veränderungen ergeben.
Treten diese Veränderungen v. a. in grossen Blutgefässen auf, spricht man von Makroangiopathien, die z. B. Herzinfarkt, Angina pectoris oder Hirnschlag zur Folge haben können. Sind v. a. kleine und kleinste Gefässe betroffen, handelt es sich um Mikro­angiopathien, die sich u. a. in diabetischer Retinopathie (am Auge), Nephropathie (Niere) oder Neuropathie (Nerven) äussern und auch für das diabetische Fusssyndrom mitverantwortlich sind.

Wirkmechanismen von pflanzlichen Arzneimitteln
Man weiss heute, dass viele sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe (z. B: Gerbstoffe, Flavonoide, Polyphenole, Glycoside usw.) und Antioxidantien den gesamten Stoffwechsel positiv beeinflussen. Sie kommen vor allem in Wildkräutern, Obst und Gemüse vor. Durch eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wird der Körper so mit wichtigen Schutzstoffen versorgt. Es gibt aber eine Reihe von (Heil-)Pflanzen, die sich durch eine besonders ausgeprägte anti-oxidative Wirkung auszeichnen und zusätzlich auch über anti-entzündliche Eigenschaften verfügen und nicht oder nur in kleinen Mengen Bestandteil unserer täglichen Nahrung sind. Diese wirken aktiv dem chronischen Entzündungszustand entgegen, der bei Diabetikern gegenüber Gesunden erhöht ist und die Basis für alle diabetischen Folgeerkrankungen bildet. Zusätzlich haben verschiedene Pflanzen bzw. Pflanzenrezepturen noch weitere bekannte Wirkmechanismen, wie etwa die Hemmung der AGE-Bildung. Sie wirken also auf verschiedenen Ebenen im Körper und können gleichzeitig unterschiedliche Prozesse beeinflussen, was auch bei verschiedenen synthetischen Wirkstoffen beobachtet werden konnte.
Einige Beispiele von Pflanzen bzw. Pflanzenrezepturen und ihrer vielfältigen Wirkmechanismen sind in der Tabelle aufgelistet.
Über die positive Wirkung auf den entzündlichen Grundzustand und damit über das Risiko für ­dia­betische Folgeschäden hinaus können gewisse pflanzliche Präparate auch die Symptome von bereits bestehenden Folgekrankheiten und arteriosklerotischen Beschwerden verbessern. Zum Beispiel können Knoblauch, Ginkgo und Ginseng in der Therapie von v. a. mikrovaskulären Störungen angewendet werden. Dazu gehören u. a. Durchblutungsstörungen im Kopf mit Beschwerden wie Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Schwindel und Müdigkeit. Die Pflanzenrezeptur Padma 28 hingegen wird zusätzlich auch bei makrovaskulären Durchblutungsstörungen eingesetzt, wie z.B. Claudicatio intermittens («Schaufensterkrankheit»). Bei dieser treten durch eine Verengung der Beinarterien (periphere arterielle Verschlusskrankheit PAVK) Schmerzen beim Gehen auf.

Tabelle Pflanzliche ArzneimittelFazit
Eine sorgfältige Blutzuckereinstellung ist das A und O der Prävention von diabetischen Folgeerkrankungen. Da chronische Entzündungsprozesse dabei eine zentrale Bedeutung haben, können vielfältig zusammengesetzte Pflanzenpräparate als Begleittherapie dabei helfen, die Entstehungsmechanismen von Diabetesfolgen auf verschiedenen Ebenen zu hemmen. Dadurch verhindern sie auch ein allfälliges Auftreten von Symptomen oder verzögern dieses zumindest. Auch bei bestehenden Symptomen können pflanzliche Arzneimittel gemäss ihrer spezifischen Wirksamkeit als alleinige oder begleitende Therapie eingesetzt werden. Die Anwendung von Medikamenten, auch von pflanzlichen Präparaten, im Rahmen eines Diabetesmanagements sollte immer mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin besprochen werden.

AutorIn: R. Rüdisühli