Menschen mit Diabetes tragen aufgrund von diabetesbedingten Nerven- und Gefässschäden ein hohes Komplikationsrisiko, welches durch eine gute Einstellung des Blutzuckers verzögert werden kann.

Betroffene haben ein reduziertes Schmerzempfinden und eine schlechtere Durchblutung, weshalb Verletzungen, Druckstellen und Deformationen an den Füssen nicht oder spät wahrgenommen werden und die Wundheilung verzögert wird. Aufgrund des Gefühlsverlusts in den Füssen, bemerken viele Betroffene die Wunde häufig erst spät, weshalb sie auch nicht zeitnah die Hausarztpraxis, die Apotheke, die Podologiepraxis oder die Diabetesfachberatung aufsuchen, um die Wunde zu zeigen. Dazu kann es sein, dass es der medizinischen Fachperson nicht bewusst ist, dass das Gefühlsempfinden in den Füssen der Betroffenen nicht oder mangelhaft vorhanden ist und somit auch die Durchblutung nicht optimal für die Wundheilung funktioniert. Diese Faktoren führen oft dazu, dass die Notwendigkeit einer rechtzeitigen Überweisung an ein interprofessionelles Fusszentrum, wo mehrere Fussspezialisten zusammenarbeiten, nicht erkannt wird oder verzögert erfolgt.

Werden Wunden nicht rechtzeitig erkannt und optimal versorgt, können Komplikationen auftreten, die schlimmstenfalls zu Amputationen führen, was wiederum zu hohem menschlichem Leide und enormen Kosten führt. Aufgrund von Diabetes und den daraus folgenden Komplikationen wurden die direkten Gesundheitskosten im Kanton Waadt zu Beginn des kantonalen Diabetesprogramms auf ca. CHF 250 Mio. geschätzt, wobei 50% davon auf Folgekomplikationen wie Herz-, Augen- oder Nierenprobleme und Fussgeschwüre (Ulzera), -verformungen (zusammengefasst «Fusssyndrome») oder -amputationen fielen.

Eine interprofessionelle Expertengruppe des Vereins QualiCCare hat nationale Praxisempfehlungen für die optimale Behandlung und rechtzeitige Weiterleitung von Personen mit akuten Fusssyndromen erstellt, welche ärztlichen und nicht-ärztlichen Gesundheitsfachpersonen bei der optimalen Behandlung von Personen mit Fusssyndromen unterstützen.

In einem Pilotprojekt werden diese Empfehlungen in den Regionen Emmental, Luzern und St. Gallen ab Herbst 2023 in der Praxis getestet. Betroffene in diesen Regionen könnten daher von teilnehmenden Fachpersonen angefragt werden, ob sie im Piloten teilnehmen würden.

Mehr Informationen finden Sie hier

Personen mit Diabetes sollten je nach Komplikationsrisiko, jedoch mind. 1x/Jahr in der Hausarzt- oder Diabetologiepraxis, in der Diabetesberatung oder beim Podologen HF ihre Füsse auf Nervenschäden kontrollieren lassen. Ausserdem sollten ausschliesslich Podologen HF, Diabetes- oder anderen Pflegefachpersonen ihre Füsse pflegen. Auf ärztliche Verordnung wird die Fusspflege bei einer Diabetes- oder anderen Pflegefachperson von der Grundversicherung übernommen, wobei für die Kostenübernahme beim Podologen HF zusätzlich Nervenschäden vorliegen müssen. Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre «Diabetischer Fuss» oder auf der Homepage von diabetesschweiz.

 

Autorinnen:

Dr. rer. Astrid Czock, Leiterin Geschäftsstelle QualiCCare

Alisha Khanna, Wissenschaftliche Mitarbeiterin QualiCCare