Verschiedene Insulinpens

Meine regelmässigen Spritzen stressen mich kaum. Es kam ja schon vor, dass ich am Tisch vor meinem gefüllten Teller sass und mich nicht mehr erinnern konnte, ob ich meine Spritze schon gesetzt hatte. Umso dankbarer bin ich meinem derzeitigen Pen, der ein «Gedächtnis» hat und mir den Zeitpunkt und die Menge meiner letzten Injektionen anzeigen kann. Ein echter Fortschritt.
Nun aber zu meinem Fehler am vergangenen Samstagabend. Wir kamen zurück von einer Woche Bergferien, die ersten Maschinen Wäsche waren erledigt und ich überlegte, wie mein kommender Tag aussehen würde. Ziemlich viel gab es noch zu tun, bevor am Montag die Schule wieder losgehen sollte. Ich hatte bereits meinen Blutzucker gemessen, der leicht erhöht war, und wollte nur noch mein Depot­insulin spritzen. Ich spritzte 24 Einheiten und erschrak furchtbar, als ich realisierte, dass ich den Pen verwechselt hatte und mir 24 Einheiten des schnellwirkenden Insulins in den Körper gespritzt hatte.

– Was sollte ich tun?

– Wie würde mein Körper reagieren?

– Wann würde ein Hypo auftreten und mit welcher Heftigkeit?

Mein Mann schlief nach der anstrengenden Heimfahrt bereits tief und fest. Sollte ich ihn wecken? Meine beiden Töchter waren noch wach. Ich erzählte ihnen mein Missgeschick. «Weck mich sofort, wenn du Hilfe brauchst!», boten beide spontan an.
Ich ging in mein Bett. An Einschlafen war nicht zu denken. Was passiert in meinem Körper? Ich hatte Herzklopfen und Angst. Richtig Angst. Ich wusste, dass ich meine BZ-Werte stündlich kontrollieren musste. Ich holte auch Cola und Biskuits an mein Bett. Im Dunkeln lag ich hellwach da, spürte heftig mein pochendes Herz und geriet in Panik. Was, wenn ich einschlief und so heftig ins Hypo glitt, dass ich mir nicht mehr helfen lassen konnte?
Ich nahm mein Bettzeug und kroch ins Bett meiner jüngeren, siebzehnjährigen Tochter. Es war ein gutes Gefühl, neben ihr zu liegen. Sie stellte ihren Wecker und half mir eine Stunde später meinen Blutzucker zu messen. Er war, wie erwartet, sehr tief, aber ich konnte problemlos trinken und essen. Nach einer Stunde kontrollierte ich erneut und war sehr erleichtert, dass der Wert bereits leicht angestiegen war. Nochmals eine Stunde später war er normal. Ich beschloss, nun die Hälfte meines Depotinsulins zu spritzen, danach schlief ich, bei meiner lieben Tochter im Bett, vier Stunden am Stück.
Beim Erwachen hatte ich Kopfweh, mein Blutzucker war deutlich erhöht, und ich konnte längst nicht alles erledigen, was ich mir vorgenommen hatte für diesen letzten Ferientag. Ich war erschöpft und erschlagen.
Gleichzeitig war ich dankbar für die Unterstützung meiner Töchter und dafür, dass mein Fehler nicht einen Notarzt oder sogar einen Spitalbesuch erfordert hatte.

AutorIn: Barbara Jaccoud Lauffer