Drei Bereiche Diabetestherapie, Diät, Bewegung, Insulin oder Tabletten
Abbildung aus «Der gesunde Zuckerkranke»,Dr. med. F. G. Belser und Dr. med. F. E. Schertenleib. Herausgeber: SDG Zürich, 3. Auflage 1981

Bald sind es 37 Jahre, seit mein Diabetes entdeckt wurde. Vieles der damaligen Schulung wird heute sicher anders gemacht, vieles hat sich weiterentwickelt und verändert. Natürlich erinnere ich mich nicht mehr an alles, aber ein Bild hat sich aus jener Anfangszeit bei mir eingeprägt. Ich bekam von meinem Arzt ein Büchlein, das mit vielen witzigen und starken Bildern die komplizierte Sache «Diabetes» erklären konnte. Es hiess «Der gesunde Zuckerkranke».
In diesem Büchlein findet man ein Bild mit einem Patienten, der auf einem dreibeinigen Hocker sitzt. Die Hockerbeine sind angeschrieben mit den Worten Insulin/Tabletten, Diät und Bewegung. Heute würde man das Wort Diät allenfalls durch das Wort Ernährung ersetzen. Dem Patienten geht es schlecht, wenn er einem dieser Beine zu wenig Beachtung schenkt.
Nach einer überaus strengen Phase im Berufs­alltag, im privaten Leben und überhaupt war mein HbA1c natürlich nicht sehr gut. Ich wusste genau, dass ich schlecht auf meine Ernährung geachtet hatte, dass ich wohl Sport getrieben, aber die Insulindosis nicht entsprechend angepasst hatte. So war es zu Unterzuckerungen gekommen, die anschliessend meinen Blutzucker zu hoch steigen liessen. Eine echt wackelige Sache also, die meinen unbefriedigenden Langzeitwert erklärte. Dann kamen die Herbstferien. Ich reiste in die überwältigende Stadt New York und erlebte dort mit meinen Eltern und meiner jüngeren Tochter eine intensive, grossartige Woche. Wir waren fast immer zu Fuss unterwegs. Ich konnte das Insulin reduzieren und nahm mir auch die Zeit dazu. Ich ass mit meiner gesundheitsbewussten Tochter viel vernünftiger als im strengen Berufsalltag. Und siehe da: meine Blutzuckerwerte waren stabil gut, es gab kaum Unterzuckerungen und ich fühlte mich energiegeladen und stark. Mein Hocker blieb stabil.
Nun bin ich zurück im Alltag. Heute habe ich mir das erwähnte Bild nochmals angeschaut. Es leuchtet mir sehr ein, dass die Einstellung der Krankheit nur gelingen kann, wenn ich mich um alle drei Bereiche gleichermassen kümmere. Trotzdem braucht es im Alltag nur wenig, bis der Hocker wackelt und man sogar einmal vom Hocker fliegt …
Darum wünsche ich Ihnen immer wieder genug Kraft und Zeit, um Stabilität im Alltag zu ­bewahren.

AutorIn: Barbara Jaccoud Lauffer