Menschen mit Diabetes werden, wenn sie eine Krankenzusatzversicherung abschliessen wollen, in den meisten Fällen abgelehnt. Das liegt nicht nur an der deutlich höheren Hospitalisierungsrate, sondern auch an der Art und Weise, wie dieser Versicherungsbereich reguliert ist.

 

In der Schweiz ist die medizinische Grundversorgung durch die obligatorische Krankenversicherung sichergestellt – für alle, unabhängig von Gesundheitszustand oder Vorerkrankungen. Anders als bei dieser Sozialversicherung, die nach dem Solidaritätsprinzip funktioniert, verhält es sich bei Krankenzusatzversicherungen, die ergänzende Leistungen wie alternative Heilmethoden, freie Arztwahl oder Komfortleistungen abdecken. Sie unterliegen dem privaten Versicherungsvertragsrecht. In der Regel wird Menschen mit Diabetes der Zugang zu diesen Zusatzversicherungen verwehrt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zusatzversicherungen unterliegen einer strengeren Finanzmarktregulierung. Die Anbieter agieren in einem Umfeld mit wenig Spielraum, beispielsweise mit vorgegebenen Gewinnmargen, einem einseitigen Kündigungsrecht für die Kundinnen und Kunden oder Tarifen, die nur im Rahmen der Teuerung angehoben werden dürfen. Diese Einschränkungen dienen dem Schutz der Kundinnen und Kunden und bringen neben Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Die strikte Beaufsichtigung sorgt für Transparenz und Sicherheit, schränkt jedoch die Flexibilität bei der Produktgestaltung ein. Die Einführung eines neuen Produkts oder Tarifs kann daher einige Jahre dauern und ist für den Anbieter mit hohen Risiken verbunden.

 

Warum fehlen Lösungen bei Diabetes?

Als Versicherung legen wir ein besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Typen von Diabetes. Während Diabetes Typ 2 häufig mit Lebensgewohnheiten und dem Alter in Verbindung gebracht wird, handelt es sich bei Diabetes Typ 1 um eine Autoimmunerkrankung, die unabhängig vom Lebensstil in jungen Jahren auftritt. Aus Sicht der Versicherung ist Typ 1 besonders interessant, weil die Kosten gut abgrenzbar sind. Darum haben wir uns im Jahr 2024 auch intensiv mit Diabetes Typ 1 und Spitalversicherungen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse waren jedoch ernüchternd. Unsere Analysen zeigen, dass die Hospitalisierungsrate für Menschen mit Diabetes Typ 1 doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt. Wir gehen davon aus, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass diese Menschen aufgrund von Risiken bevorzugt stationär statt ambulant behandelt werden. Zudem haben wir festgestellt, dass bei einem stationären Aufenthalt Mehrkosten entstehen. Aufgrund dieser statistisch belegbaren Unterschiede müssten die Prämien für eine Zusatzversicherung bei Menschen mit Diabetes deutlich höher kalkuliert werden – teilweise bis zum Zweieinhalbfachen der regulären Prämie. Dies ist unserer Einschätzung nach weder für Versicherte noch für Versicherer wirtschaftlich sinnvoll.

 

Je früher desto besser

Was kann man also tun? Eine frühzeitige Absicherung kann eine Lösung sein. Viele Versicherer – wie auch SWICA – bieten sogar vorgeburtlich Zusatzversicherungen an. Damit lässt sich ein umfassender Versicherungsschutz abschliessen, bevor gesundheitliche Risiken bekannt sind. Wird eine solche Versicherung frühzeitig abgeschlossen, bleibt sie auch im Falle einer späteren Diabeteserkrankung ein Leben lang bestehen. Dabei gilt: Eine Krankenzusatzversicherung kann nur vom Versicherten einseitig aufgelöst werden. Sobald der Vertrag zustande kommt, besteht die Deckung dauerhaft – unabhängig von der Entwicklung des Gesundheitszustands. Im Unterschied zu Lebensversicherungen, bei denen eine feste Versicherungssumme vereinbart wird, übernimmt eine Krankenzusatzversicherung sämtliche versicherten Leistungen ohne Höchstgrenze über die gesamte Lebenszeit hinweg. Als Anbieter beobachten wir laufend die Entwicklungen rund um Diabetes und neue medizinische Möglichkeiten. Technologische Fortschritte und innovative Versorgungskonzepte könnten die Versicherbarkeit in Zukunft positiv beeinflussen. Wir werden auch weiterhin sorgfältig prüfen, wie wir unseren Kundinnen und Kunden die bestmögliche Unterstützung bieten können – sowohl in der Grund- als auch in der Zusatzversicherung. Ein Beispiel hierfür sind alternative Versicherungsmodelle.

 

Grundversicherung mit Mehrwert

SWICA und Medbase engagieren sich gemeinsam für eine integrierte Versorgung bei chronischen Erkrankungen. Seit 2018 wenden die Medbase Medical Center ein strukturiertes Betreuungskonzept für Menschen mit Diabetes Typ 2 an. Eine Begleitevaluation des Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie (WIG ZHAW) zeigt: Die Behandlungsqualität hat sich nachhaltig verbessert, während die Kosten gesunken sind. Die Umsetzung der medizinischen Leitlinien, beispielsweise zur Blutzucker- und Nierenkontrolle oder zu Augenuntersuchungen, hat sich deutlich verbessert. Gleichzeitig lagen die durchschnittlichen Gesundheitskosten im Jahr 2023 um 1873 Franken bzw. 11,8% niedriger als bei vergleichbaren Patientinnen und Patienten ohne strukturiertes Programm. Die enge Zusammenarbeit zwischen Medbase, SWICA und dem WIG ZHAW gilt als zentraler Erfolgsfaktor und zeigt das Potenzial von Disease-Management-Programmen für eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Versorgung.

AutorIn: Michael Stadelmann, Leiter Underwriting & Vertragsservices Privatkunden bei SWICA