Die gleichzeitige Diagnose von Zöliakie und Diabetes mellitus stellt Betroffene vor besondere Herausforderungen, da beide Erkrankungen spezifische Ernährungsanforderungen mit sich bringen. Während Diabetes mellitus vor allem eine ausgewogene Blutzuckerregulation erfordert, verlangt die Zöliakie eine strikte glutenfreie Ernährung.
Für Menschen mit Diabetes ist es essenziell, die Besonderheiten der Zöliakie zu verstehen und im Alltag sowie bei der Ausserhausverpflegung umzusetzen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei welcher der Verzehr von Gluten zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt. Diabetes mellitus Typ 1 ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung, bei der die Insulinproduktion gestört ist. Etwa fünf bis acht Prozent der Menschen mit Diabetes haben auch Zöliakie, besonders beim Typ-1-Diabetes ist die
Prävalenz deutlich erhöht. Die Zöliakie kann die Blutzuckerregulation beeinflussen, da die geschädigte Darmschleimhaut die Aufnahme von Kohlenhydraten beeinträchtigt. Nach Beginn einer glutenfreien Diät erholt sich die Schleimhaut, was zu einer verbesserten Kohlenhydrataufnahme und damit zu Schwankungen des Insulinbedarfs führen kann. Die Ernährung muss bei beiden Erkrankungen sorgfältig abgestimmt werden. Diabetes erfordert eine möglichst gleichmässige und langsame Aufnahme von Kohlenhydraten, um Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Zöliakiebetroffene hingegen müssen auf Gluten verzichten, das in vielen nahrungsfaserreichen Vollkornprodukten enthalten ist. Glutenfreie Produkte sind oft nahrungsfaserarm und führen zu einer schnelleren Kohlenhydrataufnahme, was die Blutzuckersteuerung erschwert. Dies erfordert eine individuelle Anpassung der Ernährung, zum Beispiel durch Ausgleich mit mehr Fett und Eiweiss, ohne das Körpergewicht negativ zu beeinflussen. Eine professionelle Ernährungsberatung ist daher für Menschen mit beiden Erkrankungen sehr wichtig. Zudem verbessert eine glutenfreie Ernährung langfristig die Stoffwechsellage und kann diabetische Folgeerkrankungen wie Mikroangiopathien (Nieren und Nervenschäden) und Retinopathie vermindern.
TIPPS FÜR DAS ESSEN AUSSER HAUS
• Vorab Informationen über glutenfreie Angebote einholen.
• Im Vorfeld oder vor Ort Fragen zur Zubereitung und möglichen Kreuzkontaminationen stellen.
• Bei Unsicherheiten lieber selbst mitgebrachte glutenfreie Speisen verwenden.
• Für Menschen mit Diabetes und Zöliakie ist es zudem wichtig, die Kohlenhydratmenge und -qualität der Mahlzeiten zu kennen, um die Insulindosis entsprechend anzupassen.
• Restaurants wählen, die Erfahrung mit glutenfreier Ernährung haben.
Knacknuss Ausserhausverpflegung
Die Einhaltung der glutenfreien Ernährung im Alltag, insbesondere beim Essen ausser Haus, ist eine grosse Herausforderung. Zöliakiebetroffene müssen sicherstellen, dass Glutenkontaminationen so gut es geht minimiert werden, da schon kleinste Spuren Beschwerden und Entzündungen auslösen können. Das gilt auch für Krankenhausaufenthalte, wo das Personal oft nicht ausreichend geschult ist. Hier helfen eigene Snacks, eine allgemeine Information zur glutenfreien Ernährung und eine gute Kommunikation mit dem Gastronomie- und/oder Küchenpersonal.
Informiert sein lohnt sich
Die Kombination von Zöliakie und Diabetes mellitus erfordert eine sorgfältige Abstimmung der Ernährung und der Therapie. Eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente glutenfreie Ernährung verbessern die Stoffwechsellage und reduzieren Folgeerkrankungen. Im Alltag sind eine professionelle Ernährungsberatung sowie ein bewusster Umgang mit der Ausserhausverpflegung essenziell, um sowohl die Anforderungen der Zöliakie als auch jene des Diabetes zu erfüllen und die Lebensqualität zu erhalten.
Lea teilt ihre Erfahrung mit anderen Jugendlichen
Ich bin Lea, 15 Jahre alt, und lebe seit meiner Diabetes-Diagnose 2018 mit Typ-1-Diabetes. Vor zwei Jahren kam dann noch die Diagnose Zöliakie dazu. Anfangs war die Ernährungsumstellung eine grosse Herausforderung für mich. Plötzlich durfte ich viele Lebensmittel, die ich vorher gern gegessen hatte, nicht mehr essen – vor allem Brot, Pasta und viele Snacks, die Gluten enthalten. Das hat mich ziemlich verunsichert, und ich hatte Angst, dass ich auf vieles verzichten muss. Nach der ersten Ernährungsberatung hat sich das aber deutlich verbessert. Die Fachperson hat mir gezeigt, dass ich gar nicht alles aufgeben muss. Viele meiner Lieblingsspeisen gab es auch in glutenfreien Varianten, und ich habe gelernt, wie ich glutenhaltige Zutaten durch Alternativen wie Reis, Mais oder Buchweizen ersetzen kann. Das hat mir sehr geholfen, weil ich mich nicht mehr so eingeschränkt fühlte. Besonders wertvoll war für mich der Austausch in der
Zölikids-Gruppe der IG Zöliakie. Dort habe ich andere Kinder kennengelernt, die das Gleiche durchmachen. Wir haben Tipps ausgetauscht, über schwierige Situationen gesprochen und uns gegenseitig Mut gemacht. Das hat mir viel Zuversicht gegeben und mich motiviert, die Umstellung weiter durchzuhalten. Heute fühle ich mich viel wohler und sicherer im Umgang mit meiner Ernährung. Ich habe gelernt, wie ich meinen Diabetes und die Zöliakie zusammen managen kann, ohne dass ich auf Genuss verzichten muss. Das gibt mir das Gefühl, trotz der Herausforderungen meinen Alltag gut meistern zu können.