LISA STELLT SICH VOR

Ich heisse Lisa Chavreemootoo und komme zur Hälfte aus der Schweiz, genauer gesagt Zürich, und zur Hälfte aus Mauritius. Seit 2021 habe ich selbst Diabetes Typ 1. Ich bin sozusagen ein ganz normales, 16-jähriges Mädchen. Ich spiele seit knapp fünf Jahren leidenschaftlich Fussball im Club. Meine allererste Frage im Krankenhaus war, ob ich mit Diabetes weiterspielen könne. Und ja, manchmal ist es mühsam, wenn man auf die Bank muss, weil man ein Hypo hat. Doch Tatsache ist, dass man absolut alles erreichen kann, was man sich vornimmt, egal mit welchem Anhängsel, solange man bloss fest daran glaubt und einfach nie aufgibt.

Ein neues Thema, ein neuer Text meinerseits. Ein Blick, ein Lächeln, oder wird doch über einen gelacht? Diese Unwissenheit, nicht ahnend, was den Menschen, welche vor einem stehen und gebannt auf «dieses Ding» starren, gerade im Kopf herumschwirrt. Doch ist das real? Werden wir Menschen mit Diabetes wirklich anders wahrgenommen und gar behandelt, oder ist dies bloss eine Einbildung unsererseits? Die Gedanken am Morgen kommen regelmässig, ob ich nicht doch ein Shirt mit längeren Ärmeln hätte nehmen sollen, oder ob meine Pumpe auch ja nicht sichtbar für die Öffentlichkeit ist, schon nur, weil man es irgendwann leid ist, Tag für Tag dieselben Fragen gestellt zu bekommen und exakt dieselben Antworten wie am Vortag zu geben. Doch eines Tages dachte ich mir, wieso nicht, wieso habe ich das Bedürfnis, das zu verstecken, was für immer Teil meines Lebens sein wird! Ich dachte: Vielleicht fällt es ja niemandem auf, vielleicht bilde ich mir nur ein, dass ich eventuell anders angesehen werde als zuvor. Deshalb zog ich an diesem Tag ein Träger-Top und kurze Hosen an und lief gemütlich zum Termin bei meiner Diabetologin. Doch denkste! Ich habe glaube ich noch nie eine solch grosse Anzahl an Blicken auf mir gespürt. Als diese mir unbekannten Jugendlichen zu ihren Freunden mit Blicken auf mich zeigten, auf meine Pumpe, meinen Sensor und als sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern zu zeigen begann, wurde mir klar: Egal ob ich probiere, meinen Diabetes zu verstecken, oder ob ich ihn offen zeige, es wird immer Menschen geben, denen es auffallen wird. Und wisst ihr was, ihr könnt nichts dagegen tun. Ihr könnt nichts tun, ausser euch selbst einzugestehen, dass das immer eine Rolle in eurem Leben spielen wird. Nun kommt der Teil in der Geschichte, was wir von meinem Erlebnis mitnehmen können. Wir müssen lernen, uns (und den Diabetes) so zu akzeptieren, wie wir sind. Ihr erhält komische Blicke, na und? Ihr werdet gefragt, was das sei, na und? Ihr werdet belächelt, na und? Ihr seid eben jetzt so und das wird sich niemals mehr ändern. Also drückt die Schultern zurück, geht mit erhobenem Kopf in die Welt hinaus und zeigt allen da draussen, dass ihr nicht bloss der Diabetes seid, sondern stolze Menschen, welche durchaus ihren Wert kennen! Ihr seid gut so wie ihr seid, und lasst euch niemals einreden, dass ihr aus irgendeinem Grund weniger Wert hättet, denn euren Wert bestimmt ganz alleine ihr! Und ihr seid Wert-voll genau so, wie ihr seid! Ich habe nun sehr viel über Selbstwert und Selbstbewusstsein gesprochen, doch glaubt bitte auf keinen Fall, bei mir laufe immer alles glatt oder ich hätte nie einen S…-Tag. Doch was macht man, wenn man alles um sich herum verflucht, am liebsten unsichtbar wäre oder einfach keine Kraft hat, alles und jedem zu erklären, was das denn eben sei? Meiner Meinung nach ist Ignoranz eine der besten Methoden, sich von eben diesen Dingen abzuschotten. Nicht in der Art, dass die Menschen denken, was ist denn das für eine arrogante Person, sondern in der Art, in der ihr den Menschen zeigt, dass ihr ungern über dieses Thema sprechen wollt und dies auch völlig in Ordnung ist. Niemand muss sich verpflichtet fühlen, immer als Vollzeit-Maschine zu funktionieren. Wir sind doch alle bloss Menschen, und egal wie anders ein Mensch verglichen mit anderen Menschen auch aussehen mag: Solange man den nötigen Respekt der Person gegenüber hat, funktionieren wir alle in unserem eigenen System! Und das ist gut so!

Herzlichst, Ihre Lisa

PS: Meine liebsten Grüsse an die beste Diabetologin, die es gibt!

AutorIn: Lisa Chavreemootoo