Mit Diabetes und vollem Engagement im Beruf und Ehrenamt

Sven von Ow zeigt eindrucksvoll, wie sich mit diesen Leitlinien ein aktives und erfülltes Leben mit Diabetes führen lässt. Als Inhaber einer Versicherungsbrokerfirma und Präsident von diabetesschaffhausen setzt er sich dafür ein, dass Menschen mit Diabetes nicht nur medizinisch gut versorgt sind, sondern auch gesellschaftlich verstanden werden. Und er hat Visionen.

Manchmal genügen Momente, um das ganze Leben neu zu schreiben. Einem Augenblick, der pures Glück bedeutet, folgt eine nie da gewesene Herausforderung. So erging es auch Sven von Ow: Während er die Geburt seiner ersten Tochter voller Freude erlebte, folgte wenig später die Diagnose Diabetes Typ 1, die sein Leben für immer prägen sollte. Das ist nun 30 Jahre her. Als Versicherungsmakler hat er tagtäglich mit medizinischen Fragestellungen zu tun und kennt sich mit Gesundheitsthemen aus. Es war seine Erfahrung, die ihn damals, als er plötzlich unter ständiger Müdigkeit, starkem Durst und verschwommenem Sehen litt, aufmerksam werden liess. Irgendetwas stimmte nicht. Das spürte er sofort. Die Symptome machten ihn stutzig und der Verdacht auf Diabetes lag nahe. Er suchte seinen Hausarzt auf, bat gezielt um einen Blutzuckertest und erhielt die Bestätigung. Sven von Ow hat sich von Anfang an seinem Diabetes gestellt und Verantwortung übernommen. «Ich gehe die Dinge – auch die unangenehmen – immer sofort an. Ich muss nur wissen, was zu tun ist», erklärt der 61-Jährige pragmatisch. Nach einer Phase des Ausprobierens und instabiler Werte pendelte sich die Medikation mit einem langwirksamen Basalinsulin zur Grundversorgung und einem kurzwirksamen Insulin zu den Mahlzeiten ein. Nach etwa sechs Monaten habe er das Gefühl gehabt, wieder zurück im Leben zu sein. «Und wenn man plötzlich für so ein kleines Wesen im Arm Verantwortung übernimmt, relativiert sich ohnehin vieles», erinnert sich von Ow an diese einschneidende Phase in seinem Leben. Der enge Zusammenhalt zeigt sich nicht nur privat, sondern auch beruflich: Seine Frau und beide Töchter sind Teil des Teams in der Versicherungsbrokerfirma in Schaffhausen. Diese Verbindung zwischen Privat- und Berufsleben gibt ihm nicht nur Rückhalt, sondern auch Stabilität im Alltag. Seine Frau, erzählt er, sei mit ihrer Aufmerksamkeit und Fürsorge ein verlässlicher Kompass für sein Wohlbefinden. «Sie braucht mich nur anzuschauen, um zu wissen, wie es mir geht.» Als bei ihm vor einigen Jahren ein Melanom diagnostiziert wurde, habe selbst sein Arzt Tränen in den Augen gehabt. Seine Frau hingegen habe entschlossen reagiert: «Dem stellen wir uns. Das schaffen wir!»

 

Diabetes ist ein andauerndes Experiment

Sven von Ow liebt das Leben und lebt es ohne Einschränkung. Möglich ist das, weil er seinem Diabetesmanagement die nötige Aufmerksamkeit schenkt und auf eine gesunde Work-Life-Balance achtet. «Es gibt Tabellen und man kann abwiegen und rechnen, doch irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man Dinge ausprobieren muss. Ich war immer ein Genussmensch, und wenn man gerne geniesst, ist es schwierig, sich nur auf Zahlen zu verlassen.» Von Ow versteht seinen Körper gut und lernt mit jeder Herausforderung dazu. Er hat ein feines Gespür für seine Grenzen, aber auch für seine Freiräume. Eines Abends trank er bei einem mehrtägigen Seminar von diabetesschweiz, das hauptsächlich von Menschen mit Diabetes besucht wurde, einen Caipirinha. Viele waren erstaunt, und es entstand ein lebhafter Gesprächsbedarf. «Ich war überrascht, dass sich viele Menschen mit Diabetes so streng in ihre Schranken weisen. Es ist eine Frage des Masshaltens, und ich weiss, was ich tun muss, damit ich ein Glas trinken kann. Man muss immer auch sein eigener Arzt sein.» Sven von Ow hinterliess Eindruck, denn am nächsten Abend stiessen fast alle mit einem Glas Caipirinha an.

Experte in seiner eigenen Zielgruppe

Seine Expertise ist allgemein sehr gefragt. Sein berufliches und ehrenamtliches Engagement in Kombination mit dem offenen und nahbaren Umgang mit seinem individuellen Diabetesmanagement hat ihn zu einem gefragten Gesprächspartner gemacht. Viele suchen seinen Rat im privaten Umfeld, aber auch im medizinischen Bereich. Immer wieder ist er Ansprechpartner für Ärztinnen und Ärzte, wenn es um die Medikation von Diabetes Typ 1 geht, gerade weil er authentisch lebt, was sie vermitteln. Und wenn er selbst zu seinem Arzt geht, fragt ihn dieser nicht etwa: «Wie geht es Ihnen?», sondern: «Was machen wir heute?» Die unterschiedlichen Rollen, die Sven von Ow im Thema Diabetes einnimmt, sind begleitet von seiner Vision eines Leistungszentrums für Diabetes, das interdisziplinär, alltagsnah und zukunftsorientiert arbeitet. Denn oft würden die Zahnräder nicht richtig ineinandergreifen, erklärt er. Unter Haus- und Fachärzt:innen sowie Diabetes- und Ernährungsberater:innen fehle oft die Koordination, was Zeit und Geld koste. Auch bedauert er, dass es (noch) kein elektronisches Patientendossier gibt. Und wie ist der Experte selbst versichert? Sven von Ow war schon zum Zeitpunkt seiner Diabetesdiagnose privatversichert – inklusive Kaderzusatzversicherung. Mit einem Augenzwinkern nennt er sich selbst den «klassisch überversicherten Versicherungsmakler». Jährlich führt er auf Empfehlung sechs bis acht Beratungen rund um das Thema Versicherung bei Diabetes durch, denn längst nicht alle Betroffenen sind optimal abgesichert, und rückwirkend eine passende Lösung zu finden, ist oft schwierig.

 

Mittagspause in der Rheinbadi

Bewegung spielt für Sven von Ow eine zentrale Rolle. Sport stellt für ihn eine Oase im Alltag dar. Beim Rudern, Schwimmen und Fitnesstraining bekommt er den Kopf frei. Ebenso wichtig ist ihm die Natur. In Schaffhausen zu leben, empfindet er als Privileg. Die Nähe zum Wald und zum Rhein bedeutet für ihn Lebensqualität. Es sei für ihn das Grösste, mit seinem Agentur-Team in der Mittagspause in die nahe gelegene Rheinbadi zu gehen, sich zweimal stromabwärts treiben zu lassen, dort ein Birchermüsli oder ein Sandwich zu essen, um dann erfrischt und bereichert ins Büro zurückzukehren. Auch seine Tagesstruktur ist bewusst gewählt. Meist geht er um 21.30 Uhr schlafen. Um 5.00 Uhr beginnt sein Tag – mit Zeit für Rituale, Gesundheit, Blutzucker und Bewegung. Um 6.15 Uhr fährt er zur Arbeit. «Diese Stunde am Morgen gehört mir.»

 

Fernweh und Familie als Kraftspender

Nach seiner Diagnose hat der reiselustige Sven von Ow seinen Aktionsradius zunächst verkleinert und die Ferienzeit vorwiegend in der Schweiz verbracht. Inzwischen reist er wieder genauso unbeschwert wie früher, ganz nach dem Prinzip: einfach ausprobieren, wie bei der Caipirinha. «Wenn ich Lust auf Thailand habe, fliege ich hin. Meine Medikamente nehme ich einfach in einer Kühltasche mit und, wenn nötig, auch eine Bestätigung des Arztes, die mir das Mitführen erlaubt», so von Ow. Neben dem Reisen sind auch seine beiden Enkelkinder zu einem neuen Lebenselixier geworden. Mit ihnen erinnert ihn nun eine weitere Generation daran, was im Leben wirklich zählt. Mit dem Ergebnis, dass seine Werte stimmen – medizinisch wie menschlich.

 

 

Tipps zu Versicherungen und Vorsorgelösungen von Sven von Ow

Obligatorische Versicherungen wie die Krankenkassen nach Gesetz (KVG), die berufliche Vorsorge (BVG) sowie die weiteren, bestehenden Versicherungen des Arbeitgebers

Die obligatorische Krankenversicherung (KVG) bietet eine Abdeckung bei Krankheit und Unfall. Die Unfalldeckung ist eingeschlossen, sofern keine Deckung über den Arbeitgeber besteht. Eine Gesundheitsprüfung ist nicht notwendig. Somit erhält auch jeder Mensch mit Diabetes eine solche Abdeckung und kann jederzeit ohne Nachteil den Versicherer wechseln. Auch die berufliche Vorsorge (BVG) kommt grundsätzlich ohne Gesundheitsprüfung aus. Diese kann allerdings für überobligatorische Versicherungsteile verlangt werden. Bei einem Stellenwechsel kann es somit vorkommen, dass die neue Pensionskasse des Arbeitgebers eine Gesundheitsprüfung durchführt. Immer kommt es für einen Menschen mit Diabetes anschliessend zu einem Vorbehalt, der jedoch nur den überobligatorischen Bereich der beruflichen Vorsorge betrifft. Dieser Vorbehalt muss zudem nach fünf Jahren der Zugehörigkeit wieder aufgehoben werden. Ausserdem darf bei einem Stellenwechsel die neue Pensionskasse keinen neuen Vorbehalt auf dem bisherigen Leistungsrahmen anbringen. Die Krankentaggeldversicherung des Arbeitgebers ist in der Schweiz nicht grundsätzlich obligatorisch. Ausnahmen gelten, wenn Gesamtarbeitsverträge eine solche Abdeckung als obligatorisch erklären (zum Beispiel im Gastgewerbe oder auch im Baugewerbe). Dennoch haben heute viele Betriebe eine solche Abdeckung, da sie die gesetzliche Lohnfortzahlungspflicht nach Obligationenrecht ablöst. Hat ein Betrieb eine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen, ist man bei Eintritt in den Betrieb auch in der Krankentaggeldversicherung mitversichert, ohne dass eine Gesundheitserklärung gemacht werden muss. Ausnahmen können bei Betrieben ohne bisheriges Personal oder bei sehr hoher Lohnsumme eines einzelnen Angestellten bestehen. Der Arbeitnehmer leistet üblicherweise einen Anteil an der Prämie über den Lohnabzug. Bei einem Stellenwechsel sollte immer geprüft werden, ob der neue Arbeitgeber eine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen hat. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es in der Regel ein Übertrittsrecht in die Einzelversicherung beim bisherigen Versicherer. Der Arbeitnehmer kann dann die Deckung auf eigene Rechnung weiterführen, ohne dass der bisherige Versicherer einen Vorbehalt anbringen kann. Die weiteren Versicherungen des Arbeitgebers wie die obligatorische Unfallversicherung (UVG) oder die Unfall-Zusatzversicherung (UVG-Zusatz) verlangen keine Gesundheitsprüfung. Menschen mit Diabetes erhalten beim Eintritt sofort den vollen Versicherungsschutz. Verschiedene Zusatzversicherungen und Abdeckungen im Rahmen der privaten Vorsorge Sowohl bei den Zusatzversicherungen der Krankenkassen als auch bei Abdeckungen im Rahmen der privaten Vorsorge (Todesfall oder Erwerbsunfähigkeit) wird der Vertragsabschluss von einer Gesundheitserklärung abhängig gemacht. Der Versicherer hat nach einer solchen Prüfung die folgenden Möglichkeiten: • Vorbehaltslose Annahme gemäss Offerte • Vorbehaltslose Annahme mit einem Prämienzuschlag • Annahme mit einem Vorbehalt/Ausschluss • Ablehnung Menschen mit Diabetes erhalten leider meistens eine Ablehnung oder einen Vorbehalt. Dieser lautet oft «ausgeschlossen ist Diabetes mit allen Folgeerkrankungen». Ein solcher Vorbehalt ist kritisch, da mit diesem Wortlaut eigentlich alles ausgeschlossen werden kann. Trotzdem ist erkennbar, dass viele Versicherer eine Lösung für Menschen mit Diabetes suchen, sofern die Einstellung passt (HbA1c unter 7), der Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 24,9 liegt und es keine Folgeerkrankungen gibt. Zudem sollte man nicht rauchen. In solchen Fällen kann eine Deckung erwirkt werden, ohne dass ein Vorbehalt ausgesprochen wird. Tipp: Klären Sie die Annahmemöglichkeiten im Vorfeld ab, bevor Sie einen offiziellen Antrag stellen. Ein abgelehnter Antrag verfolgt eine Person über Jahre und muss immer wieder angegeben werden – analog einem Vorbehalt

 

AutorIn: Dr. Nicole Seipp-Isele