In der Schweiz geben wir jährlich fast 15 Milliarden Franken für Medikamente, Verbrauchsmaterialien und therapeutische Apparate wie zum Beispiel Blutzuckermessgeräte und -sensoren aus, von denen viele ungenutzt im Abfall landen. Als Patientin oder Patient können Sie helfen, diese Verschwendung zu reduzieren.

Eine Kundin unserer Apotheke, Frau Kohler, brachte kürzlich alte Medikamente zur Entsorgung: «Ich habe meine Hausapotheke entrümpelt. Darf ich Ihnen die alten Arzneimittel geben?» Wir prüften die Produkte und ersetzten, was sie benötigte. Einige bezahlt sie selbst, andere ihre Krankenkasse auf Rezept.

Leider handeln nicht alle so gewissenhaft. Laut neuen Zahlen von Anfang 2024 werden jährlich Medikamente, Verbrauchsmaterialien und therapeutische Apparate im Wert von rund vier Milliarden Franken weggeworfen – etwa 25 Prozent der verkauften Produkte.

Die Gründe für die Verschwendung sind vielfältig: Unverträglichkeiten, zu grosse Packungen, oder die Produkte werden nicht mehr benötigt. Viele Menschen fühlen sich auch unsicher bezüglich der Einnahme verschriebener Präparate, oft verstärkt durch die Packungsbeilage oder negative Berichte von Bekannten. Doch Medikamente sind wirksam und wichtig. Eine fundierte Beratung durch eine qualifizierte Fachperson kann helfen, Unsicherheiten zu vermeiden.

Medikamente im Abfall helfen nicht

Medikamente, die nicht eingenommen werden und im Abfall landen, verursachen doppelte Kosten: Die Krankenkasse hat sie bereits bezahlt, und die unbehandelte Krankheit führt zu neuen Kosten durch weitere Konsultationen, andere Medikamente oder gar Eingriffe aufgrund von Komplikationen. Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Patientinnen und Patienten tragen gemeinsam die Verantwortung, dass Medikamente und therapeutische Apparate richtig verwendet werden. Ärztinnen verschreiben die passenden Mittel, Apotheker führen Patientendossiers, gleichen wo immer möglich auf Wechselwirkungen ab und sorgen für die richtige Anwendung. Und auch Sie können beitragen: Vermeiden Sie die «Lagerhaltung». In der Schweiz haben wir nach wie vor einen vergleichsweise guten Zugang zu den Produkten. Vorräte für mehr als drei Monate sind unnötig. So tragen Sie ausserdem dazu bei, Medikamentenengpässe nicht weiter zu verstärken. Früher wurden nicht abgelaufene Medikamente an Drittweltländer gespendet, aber das ist heute nicht mehr möglich. Diese Länder benötigen auf ihre Bedürfnisse angepasste Medikamente und können mit unseren Produkten und Packungsbeilagen nichts anfangen.

Lassen Sie uns bewusst mit Medikamenten umgehen: Frau Kohler nimmt nur so viele Produkte mit, wie sie für drei Monate benötigt, und trägt so zur Reduzierung des Abfalls bei. Machen auch Sie mit, um Verschwendung zu vermeiden.

 

AutorIn: Andrea Merkel, eidg. dipl. Apothekerin ETH