Mispeln links, Misteln rechts

… sind nicht dasselbe; nicht einmal entfernt verwandt sind sie.

Der Mispelbaum gehört zur Familie der Rosaceen, den Rosengewächsen. Er ist ein 4 – 8 m hoher, dorniger Strauch und dem Weissdorn verwandt, den wir unter seinem botanischen Namen «Crataegus» in Medizin und Pharmazie kennen.

100 g Mispeln (essbarer Anteil) enthalten

  • 77,0 g Wasser
  • 10,6 g KH
  • 0,5 g Eiweiss
  • 0,4 g Fett
  • 10,0 g Nahrungsfasern
  • 49 kcal / 204 kJ
Der Mispelbaum blüht im Juni und Juli. Reif sind die Mispeln im Oktober und November. Es sind rötliche oder gelbe, apfelgrosse, wohlschmeckende Früchte.
In der Südfrüchte-Liste, siehe «d-journal» Nr. 230, figurieren die Mispeln nicht, obwohl der Baum ursprünglich aus dem Orient oder Nordafrika stammt. Denn Mispeln sind bei uns weder Südfrucht noch exotisch. Seit der Zeit Karls des Grossen, dem frühen Mittelalter also, sind sie auch in unsern Zonen heimisch.

Der Mispel nahe verwandt ist jedoch die Wollmispel (Eriobotrya japanica), die – wie ihr Name sagt – aus Japan und China stammt. Ihre Früchte werden von März bis Juni unter dem Namen Loquat oder Nispro bei uns angeboten. Diese finden Sie in der Lis­te exotischer Früchte in Nr. 230.

Wollmispel Loquat
Wollmispel oder auch Loquat oder Nispro

Misteln hingegen sind für uns Menschen ungeniessbar. Dafür sagt man ihnen nach, dass sie Glück bringen. Der Mistelbusch (Viscum album) gehört zu den Loranthaceen. Er lebt als Schmarotzer auf zahlreichen Bäumen und Sträuchern, am liebsten auf Eichen. Verbreitet wird der kleine Strauch durch Vögel, vor allem durch die Misteldrossel, wie ihr Name sagt. Die Vögel fressen die kleinen klebrigen, weissen Mistelbeeren und setzen die Kerne durch ihren Kot auf andern Bäumen wieder ab. Früher stellte man aus den klebrigen Beeren einen Leim her zum Vogelfang mit Leimruten.
Die Mistel war und ist von Legenden umwoben. Als heilige Bäume verehrten die Druiden die Wintereichen, auf denen Misteln wuchsen. In der nordischen Dichtung, der Edda, versenkt Odin im Spätherbst mit seinem Mistelstab Brünhilde in einen Tiefschlaf, bis Siegfried (die Frühlingssonne) sie wieder wach küsst. Der Grieche Theophrast erwähnt Misteln schon im 4. vorchristlichen Jahrhundert. Seit dem älteren Plinius (23 – 79 n.Chr.) galt sie als wirksam gegen Epilepsie. Vergil und Homer nennen sie «goldene Zauberrute». Die schönste Legende um die zauberhaften Zweige rankt sich jedoch um Persephone, die Gattin des Unterweltgottes Hades: Sie war die griechische Vegeta­tionsgöttin und vermochte mit ihren magischen Mistelzweigen die Pforten der Unterwelt wieder zu öffnen, immer wieder dem Frühling nach dem Winter, aber auch dem göttlichen Sänger Orpheus, um seine ­Eurydike aus der Unterwelt zurück zu holen.
Der Brauch der glückbringenden Weihnachtsmistel hat sich auch bei der SDG erhalten: Geschäftsführerin Doris Fischer-Taeschler beschenkt alljährlich in der Weihnachtszeit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Mistelzweigen, um ihnen damit frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr zu wünschen. – Und schliesslich die Engländer; sie hängen noch heute in der Adventszeit Mistelzweige an die Stuben­decke; und wer sich unter dem Mistelzweig begegnet, darf sich küssen.

Mispel-Kompott

  • 500 g Mispeln (essbarer Anteil)
  • 2,5 dl Wasser und 2,5 dl Apfelsaft
  • Süssstoff

Mispeln im Wasser beinahe gar kochen, Apfelsaft und Süssstoff zugeben und nochmals aufkochen. (Das ganze Kompott enthält ca. 80 g KH).

AutorIn: Myrtha Frick