Amarant-Pflanze und Körner
Amarant

… sind zwei uralte Getreidearten aus Mittel- und Südamerika. Sie sind zwar schon seit 3 – 4 Jahrzehnten auch bei uns erhältlich – zuerst in Reformhäusern und Drittwelt-Läden, nun aber längst auch in den Grossverteilern und vielen anderen Lebensmittelgeschäften. Trotzdem sind sie offenbar noch nicht allgemein in unserer Bevölkerung angekommen.

Der Amarant hat nichts zu tun mit dem harten Amarantholz des Kopaivabaumes, der auch den roten Amarantfarbstoff liefert. Die Amarant-Pflanze ist ein Gänsefussgewächs, das an seinen Rispen viele kleine Samenkörner produziert. Er wurde von den Azteken im Alten Mexiko auf Feldern angebaut; doch schon bevor die Europäer in der Neuen Welt ankamen, wurde er durch die ertragreicheren Kartoffeln und den Mais verdrängt. In den letzten Jahrzehnten gelangen mexikanischen Forschern jedoch neue, ertragreichere Sorten, die auch bei uns Einzug hielten.
Die Amarant-Körnchen sind dem Griess ähnlich. Wie Griess sind sie recht ausgiebig, und sie können auch wie Griess verwendet werden: zu Suppen, mit Gemüse, Fleisch, wie auch zu süssen Desserts und Kuchen. Sie haben eine Kochzeit von 30 – 40 Minuten, sind eiweiss- und nahrungsfaserreich und enthalten Kalzium, Eisen, Vitamin B1, B6 und weitere.
Quinoa ist eine Scheingetreidepflanze, ursprünglich auch ein Gänsefussgewächs. Sie stammt aus dem Hochland der peruanischen Anden. Es gibt weisse, rote und schwarze Quinoa. Die Quinoa-Pflanzen produzieren an einem mannshohen Stengel hirse­artige, eiweiss-, vitamin- und mineralstoffreiche Samen. Bei Migros und Coop finden Sie weisse ­Quinoa, sowie rote und auch eine Mischung aus allen drei Sorten. Schwarze Quinoa ist laut meiner peruanischen Nichte die beste Sorte.

Quinoa-Pflanze und Körner
Quinoa

Neue, ebenfalls recht ertragreiche Quinoa-Züchtungen gedeihen auch bei uns. Quinoa kann wie Reis, Hirse oder Gerste verwendet werden. Die Körner werden in der doppelten Menge Wasser  20 Minuten auf kleinem Feuer gekocht und erst dann gesalzen. Sie sind besonders aromatisch, wenn sie zuerst in einer beschichteten Pfanne ohne Öl kurz geröstet werden. Wie Reis können sie mit Käse, mit Karotten, Erbsen, Pilzen, Schinkenwürfeln usw. bereichert werden. In ihrer Heimat entstehen daraus auch süsse Desserts, z. B. mit Bananen, Avocado oder Orangen.
Ausser Quinoa und Amarant gibt es in Lateinamerika noch eine dritte wichtige Getreideart: Kañihua, die in den Bergen von Perù und Bolivien gedeiht und bei uns (noch) nicht erhältlich ist. Alle drei, Quinoa, Amarant und Kañihua sind glutenfrei.
Quinoa wird gelegentlich auch Inka-Korn genannt, war es doch Jahrhunderte lang das Grundnahrungsmittel der frühen peruanischen Indios, der hochkultivierten Inka. Ihr Reich mit der Hauptstadt Cuzco reichte von Quito bis Valparaiso. Sie waren geniale Ackerbauern, erfolgreich in der Lamazucht, im Bau von Bewässerungsanlagen und in der Goldschmiedekunst, in Töpferei und Weberei. – Bis ihr Reich 1533 von den Spaniern unter Pizarro erobert, ihre Kultur ausgelöscht und der letzte «Inka-Herrscher» Atahualpa grausam umgebracht wurde. Auf seinen Tod geht übrigens unsere Redensart «auf Rosen gebettet» zurück. Nur verstehen wir das nicht so, wie es damals die goldgierigen weissen Eroberer meinten: sie legten Atahualpa auf einen glühenden Rost (das war ihr «Rosenbett»), um von ihm zu erfahren, wo das sagenhafte Gold Perus zu finden war.

AutorIn: Myrtha Frick