Schadet es meinen Füssen, wenn ich mit Diabetes mellitus intensiv Sport treibe? Nein lautet die Antwort. Allerdings empfiehlt es sich, gutes Schuhwerk zu verwenden sowie der Fuss- und Nagelpflege besondere Beachtung zu schenken. Die Podologin hat diverse Tipps, wie das gelingt.

Bei Diabetes mellitus ist es wichtig, sich von Beginn weg um die Pflege der Füsse und mögliche Fehlstellungen zu kümmern. Eine rechtzeitige Behandlung trägt dazu bei, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Generell wird empfohlen, dass Betroffene mindestens einmal im Jahr ihre Füsse und die am häufigsten getragenen Schuhe untersuchen lassen durch ihren behandelnden Arzt, eine auf Diabetologie spezialisierte Pflegefachperson oder einen/eine diplomierte:n Podologen:in HF. Teil dieser Untersuchung ist die Risikoklassifikation, ob bereits Schädigungen der Füsse vorliegen. Spätestens wenn bei dieser jährlichen Kontrolle eine beginnende Sensibilitätsstörung (Polyneuropathie) diagnostiziert wird, ist die regelmässige podologische Behandlung und Kontrolle der Füsse, der Haut und der Nägel unerlässlich. Auch schon davor empfiehlt es sich, bei Auffälligkeiten wie Druckstellen, starken Hornhautschwielen, Schrunden, Hühneraugen sowie verfärbten, verdickten oder eingewachsenen Nägeln den Podologen oder die Podologin aufzusuchen. Besonders wichtig ist dies, wenn das Verletzungsrisiko aufgrund von Unbeweglichkeit, Sehstörungen oder allgemeiner Unsicherheit stark erhöht ist.

Keine Frage des Alters
Viele offene Füsse entstehen vor allem durch eine unsachgemässe Fusspflege, Verletzungen, Drucküberlastungen und falsches Schuhwerk. Bereits junge Diabetiker:innen können als Folge der Krankheit unter Sensibilitätsstörung leiden und somit Komplikationen an den Füssen aufweisen. Hinzu kommt, dass wegen dem fehlenden Gefühl die Füsse bei der Körperpflege häufig stiefmütterlich behandelt oder gar vernachlässigt werden. Es ist daher ein klarer Vorteil, bereits ab der Diabetes-Diagnose die Füsse professionell und regelmässig zu pflegen, um rechtzeitig intervenieren zu können und Komplikationen zu verringern. Dazu gehört:

1. Tägliche Beobachtung Füsse, inkl. Nägel und Zehenzwischenräume auf Veränderungen, Verletzungen, Druckstellen etc.
2. Tägliche Reinigung und Pflege der Füsse mit einer pH-neutralen Seife
3. Regelmässiges eincremen mit ureahaltiger Creme, jedoch nicht die Zehenzwischenräume
4. Hornhaut nicht selber mit scharfen Instrumenten entfernen, am besten nach Anleitung mit Schmirgelpapier
5. Fussnägel nicht zu lange wachsen lassen und gerade schneiden, um das Einwachsen der Nägel zu vermeiden
6. Nagelfeilen und Sandblöcke sind besser als spitze Gegenstände
7. Geeignetes Schuhwerk tragen, das genügend lang und breit ist (1 cm Platz vorne bei den Zehen)
8. Schuhwerk und Sohlen regelmässig überprüfen auf Falten, Unebenheiten und Fremdkörper wie Steinchen

Gut zu wissen für Diabetiker:innen
Mit kleinen Vorsichtsmassnahmen und Tipps bleiben die Füsse länger gesund. Da man selbst Nervenschädigung (Polyneuropathie) und damit verbundene Sensibilitätsstörungen oft nicht realisiert, ist es wichtig zu bedenken, dass diese Empfehlungen bereits vor der Diagnose angewendet werden. Dazu gehört, die Füsse vor extremer Hitze und Kälte zu schützen, also beispielsweise heisse Böden oder Sandstrände zu meiden, kein Wärmekissen zu verwenden und beim Trocknen der Füsse ein weiches Handtuch zu verwenden und nicht den Föhn. Fussbäder sind bei Diabetes-Patient:innen ebenfalls nicht zu empfehlen, da bei längerer Dauer die Gefahr der Aufweichung besteht, was eine Eintrittspforte für Infektionserreger ist. Barfussgehen gilt es zu vermeiden, da dies zu Verletzungen und Infektionen führen kann. Besser ist, die Füsse zu schützen, idealerweise mit orthopädischem Schuhwerk und massangefertigten Einlagen. Blasen- und Hühneraugenpflaster können zu Komplikationen, besser ist in beiden Fällen eine medizinische Fachperson aufzusuchen. Hornhaut ist ein Zeichen einer ungesunden Druckverteilungen am Fuss und muss sachgemäss entfernt werden, da der Druck unter Hornhaut ein Vielfaches erhöht ist und sich darunterliegende offene Stellen befinden können, welche man aufgrund der Nervenschädigung (Polyneuropathie) nicht spürt. (Achtung: Dass die Sensibilität fehlt, spürt man auch nicht!). Socken tragen hilft, Blasen zu vermeiden, allerdings sollten diese täglich gewechselt werden und aus atmungsaktiven Materialien bestehen. Weisse Socken haben den Vorteil das Austreten von Sekret frühzeitig zu erkennen. Bei Problemen der Fussinspektion aufgrund einer Sehschwäche oder Unbeweglichkeit kann ein Handspiegel oder das Smartphone mit einer guten Kamera hilfreich sein. Auch Angehörige oder Pflegefachpersonen können diese tägliche Aufgabe übernehmen. Besonders an öffentlichen Orten mit Nasszellen wie Fitnessstudios oder Schwimmbäder ist auf die Hygiene zu achten. Das Tragen von Schuhen und das gründliche Desinfizieren der Füsse können das Risiko von Pilzinfektionen minimieren.

Podologie – mehr als nur Fusspflege
Die Podologie biete eine Vielzahl von Leistungen an, zur Behandlung, Erkennung und Prävention von Erkrankungen und Funktionsstörungen der Füsse und im Speziellen der Haut und der Nägel:
Anamnese, podologische Diagnosen und Befunde
Fachgerechtes Kürzen und Pflegen der Nägel
Behandeln eingewachsener, verdickter und verletzter Nägel
Abtragen von Hornhaut und Schwielen sowie die Behandlung von Hühneraugen
Entlastungs- und Schutzverbände an den Füssen
Unterschiedliche Spangentechniken zur Korrektur der Nagelplatte
Massgefertigte Silikonprodukte zur Entlastung und Korrektur der Zehen
Applikation künstlicher Nägel zur Rekonstruktion, Funktionserhaltung und zum Schutz des natürlichen Nagels
Massage von Fuss und Unterschenkel als therapeutische Massnahme oder zur Steigerung des Wohlbefindens
Behandlung von diabetischen Füssen im interprofessionellen Team
Allgemeine und individuelle Beratung und bei Bedarf Erstellen eines Therapieplans

Achten Sie darauf, dass Sie die Pflege Ihrer Füsse einer/einem diplomierten Podolog:in HF oder einer Podolog:in SPV (Schweizerischer Pologenverband) anvertrauen.

Information
Seit Januar 2022 können Patient:innen mit einem diagnostizierten Diabetischen Fusssyndrom ihre Behandlungen bei anerkannten dipl. Podolog:innen HF und Podolog:innen SPV direkt bei der Krankenkassen Grundversicherung OKP abrechnen. Mehr Informationen dazu finden Interessierte auf der Website von diabetesschweiz.

Weiter Informationen zu Podolog:innen und deren Leistungsangebot finden Interessierte auf der Website des d-Journals.