COVID-19 war bis vor kurzem eine unbekannte Erkrankung. Was wir darüber wissen, auch über deren Wechselwirkung mit Diabetes mellitus, verändert sich laufend.

 

Erkenntnisse aus der Medizin

 

Seit Monaten beeinflusst das neue Coronavirus unser Leben und weckt Ängste. Bei der Mehrheit der Infizierten ist mit einem milden Verlauf zu rechnen. Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus sind jedoch verunsichert. Wichtig ist eine individuelle Risikoeinschätzung (siehe auch Seite 04). Gemäss bisherigen Erkenntnissen aus verschiedenen Ländern kann bei Diabetes mellitus unter Umständen ein schwerer Krankheitsverlauf auftreten. Hierbei spielen unter anderem die schlechtere Blutzuckereinstellung und die damit veränderte Immunantwort eine Rolle. Zu berücksichtigen sind jedoch vor allem die altersbedingten Wechselwirkungen: Im höheren Alter verläuft COVID-19 schwerer, und im Alter tritt ein Diabetes mellitus Typ 2 häufiger auf, was oft mit weiteren Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder kardiovaskulären Erkrankungen einhergeht. Für Menschen mit Diabetes Typ 1 liegen erst wenige Daten zu COVID-19 vor. Soweit bekannt, verläuft bei Kindern und Jugendlichen eine Infektion mit SARS-CoV2 milde. Dennoch ist für alle Diabetesbetroffenen eine gute Blutzuckerkontrolle immer wichtig. Oft steigt bei einem Infekt der Insulinbedarf deutlich, das Risiko einer Ketoazidose ist erhöht. Engmaschige Blutzuckerkontrollen wie auch Insulinanpassungen sind unerlässlich.

Diabetestherapie bei COVID-19

Wie bei allen akuten Erkrankungen sollte die Einnahme von Metformin, Sulfonylharnstoffen und SGLT2-Inhibitoren pausiert werden. DDP4-Inhibitoren und GLP1-Rezeptoragonisten scheinen bei COVID-19 unbedenklich zu sein. Insulin bedeutet eine sichere Therapie.

Empfehlungen

für Diabetesbetroffene Das Einhalten der Hygienemassnahmen vermeidet Infektionen. Eine gesunde Ernährung und regelmässige körperliche Aktivitäten sind weiterhin wichtig. Für besonders gefährdete Personen sind am Arbeitsplatz oder im Homeoffice entsprechende schützende Massnahmen zu treffen. Eine Anpassung der Diabetestherapie sollte nur in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten erfolgen. Ein spezifisches Medikament gegen das neue Coronavirus existiert bis anhin nicht, und auf eine Impfung wird weltweit gewartet. Für laufend aktualisierte Informationen sind die Webseiten des Bundesamtes für Gesundheit oder von diabetesschweiz gute Quellen.

AutorIn: Dr. med. Lea Slahor