Raucher mit E-Zigarette

Rauchen gefährdet die Gesundheit: Es schädigt die Lunge, begünstigt Lungenkrebs und Gefässverkalkungen und führt zu Erkrankungen wie Herzinfarkt, Raucherbein oder Schlaganfall. Das ist unbestritten und den meisten Leuten auch bewusst. Diabetesbetroffene sollten erst recht nicht rauchen, weil hier die Gefahr für Herzkreislauferkrankungen noch viel grösser ist.

Ein Rauchstopp ist deshalb unbedingt anzustreben – aber wie? In einer kürzlich in Grossbritannien durchgeführten Untersuchung mit 886 Personen, die mit dem Zigarettenrauchen aufhören wollten, wurde der Erfolg von Nikotinpflastern oder -kaugummis, die zur Rauchentwöhnung üblicherweise eingesetzt werden, mit einem Wechsel auf E-Zigaretten verglichen. Das Ergebnis war, dass nach einem Jahr mit den E-Zigaretten fast doppelt so viele Studienteilnehmer mit den Tabak-Zigaretten aufgehört hatten wie mit den Nikotinersatzpräparaten (18 % gegenüber 10 %)*.
Daraus könnte man eine Empfehlung für E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung ableiten. Lungenärzte und Fachgesellschaften warnen allerdings vor dieser Schlussfolgerung. Während Nutzen und Risiken der Nikotinersatzpräparate sauber belegt sind, bleiben bei den E-Zigaretten noch viele Fragen offen. Zwar schneidet die E-Zigarette im Vergleich zu Tabak-Zigaretten bzgl. Schädlichkeit sicher besser ab. Es ist bekannt, dass Ex-Raucher, die auf E-Zigaretten umgestiegen sind, weniger Giftstoffen ausgesetzt sind, weniger Asthmaanfälle und weniger Symptome der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) haben. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass auch viele E-Zigaretten entzündungsfördernde und krebserregende Stoffe enthalten. Wegen der unterschiedlichen Zusammensetzungen und der verschiedenen Aromastoffe ist E-Zigarette nicht gleich E-Zigarette. Man muss auch wissen, dass der Dampf aus den E-Zigaretten das Gewebe in den Bronchien und den Lungenbläschen krankhaft ­verändern kann.
Fazit: Das Dampfen mit der E-Zigarette kann zwar helfen, auf Tabakprodukte zu verzichten, führt aber oft zu einer neuen Abhängigkeit, dieses Mal von der E-Zigarette. Was das für Folgen haben kann, lässt sich heute nicht abschätzen. Auch beim Tabakrauchen hat es rund 50 Jahre gedauert, bis man die gesundheitlichen Risiken voll erkannt hat. Besser ist es, zur Rauchentwöhnung die Hilfe einer professionellen Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen (zum Beispiel über die Lungenliga).

(Quelle: *NEJM 2019;380;629-637)

AutorIn: Dr. med. A. Spillmann