Svenja Rimle

Vor Kurzem nahm ich in der Cafeteria meiner Uni mein Mittagessen zu mir, als sich eine Frau in meinem Alter am Tisch nebenan niederliess. Obwohl ich kein visueller Mensch bin, stach mir etwas sofort ins Auge. Die Frau trug eine Insulinpumpe und zwar nicht so, dass man sie hätte übersehen können. Die Pumpe war aussen an ihrer Hosentasche befestigt und der gesamte dazugehörige Schlauch war zu sehen. Während ich meine Pumpe immer unter weiten Pullovern verstecke, schien es diese Frau nicht zu stören, dass man ihr ihren Diabetes von weitem ansieht. Es ist ja nicht so, dass ich mich für meine Krankheit schäme. Jedoch möchte ich Fragen wie «Was hast du da?» oder «Ist das ein Handy?» auch nicht unbedingt provozieren. Erstaunlich viele Leute lassen sich ein diabetesspezifisches Tattoo stechen. Egal ob es sich dabei um eine graue Schleife oder einen blauen Kreis handelt, mit Symbolen wie diesen akzeptieren zahlreiche Diabetesbetroffene auf der ganzen Welt ihre Krankheit als Teil ihres Lebens und verewigen sie unter der Haut. Für mich wäre das nichts. Der Diabetes hinterlässt schon genug Spuren in und auf meinem Körper wie zum Beispiel die zahlreichen Einstichstellen, die blauen Flecken, die Lipödeme oder die nicht funktionierende Bauchspeicheldrüse. Mehr Körperfläche möchte ich meinem treuen Begleiter nicht einräumen. Aber egal wie offen man mit seinem Diabetes umgeht, das Wichtigste ist doch schlussendlich, dass man ihn akzeptiert.
Svenja

AutorIn: Svenja Rimle