Portrait Svenja Rimle

Diabetes – na und ?! «Mit Diabetes durch den Bewerbungsprozess»
«Warum erwähnst du hier eigentlich deine Krankheit?» fragte mich mein Kollege, nachdem er mein Bewerbungsschreiben zur Korrektur gegengelesen hatte. «So wichtig ist das doch auch wieder nicht.» Ich seufzte und versuchte es ihm zu erklären. Natürlich würde ich nicht jeder neuen Bekanntschaft sofort von meinem Diabetes erzählen. Trotzdem sei die Krankheit ernst und nicht zu unterschätzen. Ein potentieller Arbeitgeber muss so etwas doch erfahren. Der Kollege argumentierte, dass der Diabetes mich in einem journalistischen Beruf nicht einschränken würde, womit er eigentlich Recht hatte. Aus diesem Grund wäre es unnötig, eine solche Information bereits vor einem persönlichen Gespräch zu offenbaren. Wenn ich es beim Bewerbungsgespräch erwähnen würde, sei das früh genug. Ich glaube zwar nicht, dass mir jemand eine Job-Absage erteilt, nur weil ich meinen Diabetes zu spät zum Thema gemacht habe. Trotzdem ist es eine Frage, über die ich mir seit dem Gespräch mit meinem Kollegen einige Gedanken gemacht habe. Wann ist der richtige Zeitpunkt, beim Bewerbungsprozess den Diabetes zur Sprache zu bringen? Wie formuliert man das am besten? Muss man es überhaupt ansprechen, wenn es die Tätigkeit im Job nicht beeinflusst? Wer sich nun ein aufschlussreiches Fazit erhofft, den muss ich leider enttäuschen. Jeder Arbeitgeber handhabt das vermutlich etwas anders. Ich für meinen Teil habe mich schlussendlich dafür entschieden, die Information im Bewerbungsschreiben drin zu lassen. Eigentlich brauche ich meinen Diabetes nicht zu verstecken, denn er ist und bleibt ein Teil von mir.

Anmerkung der Redaktion: Wir werden in einer der folgenden Ausgaben des «d-journals» auf das Problem «Diabetes und Stellenbewerbung» in einem speziellen Artikel eingehen.

AutorIn: Svenja Rimle