Vor einiger Zeit begegnete mir ein Mann. Er sass im Zug gegenüber von mir. Auf den ersten Blick erschien er mir als ein normaler, unauffälliger Typ. Das einzige, was mich störte, war sein extrem grimmiges Gesicht. Seine Laune drückte natürlich auch auf meine Stimmung und diese war, da ich gerade einen anstrengenden Arbeitstag hinter mir hatte, ebenfalls nicht auf dem Höchststand. Zudem brüllte er ziemlich laut in sein Handy. Was genau er sagte, konnte ich nicht verstehen, da er in einer anderen Sprache sprach. Es klang jedenfalls nicht sehr freundlich. Etwas genervt von diesem Mann kontrollierte ich meinen Blutzucker, da ich anschliessend noch zum Sport ging und wissen wollte, wo ich in diesem Moment stand. Als ich mein Gerät wieder in der Tasche verstaut hatte und danach aufblickte, traute ich meinen Augen kaum. Der Typ lächelte mich plötzlich an und erkundigte sich, ob mein Wert im grünen Bereich sei. Dies freute mich sehr und meine Vorurteile von vorhin waren plötzlich wie weggeblasen.
Aus diesem Grund werde ich mich bemühen, in Zukunft nicht mehr so schnell über Personen, die mir auf den ersten Blick unsympathisch erscheinen, zu urteilen, denn man weiss nie, was sich hinter der Fassade verbirgt. Jeder hat mal Tage, an denen man einfach keine Lust hat, alles und jeden anzustrahlen, das ist menschlich. Und da wir an solchen Tagen selbst auch nicht als schlechtere Menschen angesehen werden wollen, sollten wir bei anderen Leuten ebenfalls ein bisschen toleranter sein.

AutorIn: Svenja Rimle