Inhalierbares Insulin

 

Heutzutage sind verschiedene Medikamente auf dem Markt, die mittels Inhalation über die Lunge dem Körper zugeführt werden. Dazu zählen zum Beispiel auch Kortisonpräparate, die man zur Entzündungshemmung bei Lungenkrankheiten einsetzen kann.
Wie Kortison ist auch Insulin ein Hormon, das durch die Lunge in den Körper aufgenommen werden kann. Die Idee eines inhalierbaren Insulins liegt also nahe und ist auch nicht neu. Schwierigkeiten mit dem Inhalationsgerät verunmöglichten aber vor ein paar Jahren in der Schweiz die erfolgreiche Markteinführung eines solchen Insulins.
Während des letzten Kongresses der Amerikanischen Gesellschaft für Endokrinologie in Orlando wurde die Idee dieser Verabreichungsmethode wieder aufgegriffen und im Detail besprochen:
Zurzeit kann man nur rasch wirkendes (Mahlzeiten-)Insulin per Inhalation zuführen. Die Verabreichung eines langwirkenden Insulins (Basisinsulins) ist aktuell auf diesem Weg nicht möglich. Deshalb kommt inhalierbares Insulin nur bei Patienten in Frage, die kurzwirkendes Insulin ­einsetzen.
Der Vorteil des inhalierbaren Insulins ist, dass es schneller wirkt als das unter die Haut gespritzte. Man ist so der normalen Insulinausschüttung, wie sie beim Nichtdiabetiker erfolgt, viel näher. Unklar ist aber, ob dies dann auch tatsächlich den Diabetesbetroffenen etwas bringt und sicher zu einer anhaltend besseren Blutzuckereinstellung führt.
Bei einer Erkrankung der Lungen, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung, kann man kein inhalierbares Insulin anwenden.
Keine Zweifel bestehen in Bezug auf Dosierung des Insulins. Diese ist geklärt. Sie ist höher als beim gespritzten Insulin.
Soweit in den USA Erfahrungen mit dem Langzeiteinsatz der neuen Insulinverabreichungsform vorliegen, sind bis heute keine unerwünschten Nebenwirkungen aufgetreten.
Es ist denkbar, dass diese neue Verabreichungsmethode, sollte sie einmal bei uns auf den Markt kommen, bei bestimmten Patienten tatsächlich Vorteile bringen wird.

(Dr. med. Pietro Gerber, Redaktor d-journal Ticino; gekürzt und für Deutsch bearbeitet von pract. med. Vera Dalla Via, Muri/AG)

Anmerkung der Redaktion: In der Schweiz scheiterte in den Jahren 2006/2007 die Einführung eines inhalierbaren Insulins unter dem Namen Exubera® an den hohen Kosten, welche die Krankenkassen nicht übernehmen wollten.

AutorIn: Dr. med. Pietro Gerber, Redaktor d-journal Ticino