Eigentlich hilft es mir ja, dass ich, dank meinem neuen Sensor, meinen Blutzucker Tag und Nacht überwachen kann, ohne dabei meine hornhäutigen Fingerkuppen zu belasten. Doch irgendwie bedeutet dieses neue System auch kontinuierlichen Stress. Für mich jedenfalls. Im einen Moment zeigt mir meine Insulinpumpe eine solide 6.8 an. Zufrieden und stolz packe ich sie weg und widme mich anderen Dingen. Habe schliesslich noch mehr zu tun, als ständig auf meinen Blutzuckerwert zu äugen. Nach einer halben Stunde kann ich es aber dann doch nicht lassen und betrachte das Display meiner Pumpe. WAS? Eine 13.3 mit drei Pfeilen, welche alle hämisch nach oben zeigen. Das darf doch nicht wahr sein! Wo ich doch in der letzten halben Stunde weder einen halben Kuchen verschlungen, noch einen überwältigenden Adrenalinschub gehabt habe. Panisch kralle ich mir das Gerät und verabreiche mir einen Bolus, um Schlimmeres zu vermeiden. Und da ist auch schon das nervtötende Vibrieren, welches mich vor einem Wert über 13 warnen soll. Danke, bin bereits informiert. Schweissperlen bilden sich auf meiner Stirn. Die Angst vor der nächsten Hba1c-Kontrolle steckt tief in meinen Knochen. Endlich! Kaum setzt die Wirkung des Insulins ein, erscheinen drei Pfeile nach unten. Gut! Eine weitere halbe Stunde vergeht. Doch was ist das? Mein Blutzucker befindet sich bei einer 5.2, jedoch noch immer mit zwei Pfeilen, die nach unten zeigen. Mist! Als die Pfeile auch bei der 4.0 noch angezeigt werden, greife ich, mit den Augen rollend, zu meinen Traubenzuckern, stosse mir einige davon in den Mund und frage mich, warum sich mein Blutzucker tagtäglich wie eine Achterbahn aufführen muss …

AutorIn: Svenja Rimle