GlucaGen Hypokit

Dass man im Falle einer Unterzuckerung Kohlenhydrate zuführen muss, ist sowohl den Diabetesbetroffenen als auch deren Angehörigen hinreichend bekannt. Wenn jedoch eine schwere Unterzuckerung zu einer Bewusstlosigkeit geführt hat, dürfen in keinem Fall Kohlenhydrate als Festnahrung oder zum Trinken gegeben werden. Für diesen Notfall gibt es schon seit Jahren ein Notfallset mit Glukagon. Glukagon ist ein Hormon, welches eine gegenteilige Wirkung von Insulin hat, den Blutzucker also anhebt. In der gesunden Leber bewirkt es die Umwandlung von Stärke in Glukose, die dann in den Blutkreislauf abgegeben wird.

Auf dem Markt ist Glukagon als GlucaGen Novo Hypokit® erhältlich. Dieser Hypokit setzt sich zusammen aus einer Spritze und einer Durchstechflasche. In der Spritze ist Wasser, in dem zunächst das Glukagon-Pulver in der Flasche aufgelöst werden muss. Anschliessend wird diese wässrige Glukagon-Lösung mit der Spritze aus der Flasche wieder aufgezogen und in den Oberschenkel oder Oberarm des unterzuckerten Diabetikers gespritzt. Die Wirkung tritt nach etwa 10 Minuten ein.
Den Glukagon-Hypokit sollte man am besten im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius lagern. Um ihn jedoch immer in Griffnähe zu haben, darf er auch bei einer Raumtemperatur bis 25 Grad Celsius vor Licht geschützt bis zu 18 Monaten resp. bis zum Verfalldatum aufbewahrt werden.
Leider ist es oft so, dass im Falle einer schweren Unterzuckerung die Angehörigen entweder den Glukagon-Hypokit nicht finden oder dessen Anwendung nicht beherrschen. Es ist deshalb ganz wichtig, dass die Bezugspersonen wissen, wo der Kit zu finden ist und wie er korrekt angewendet wird. Denn sie müssen in diesem kritischen Moment fehlerfrei handeln können. Die korrekte Handhabung muss unbedingt vorher in Ruhe geschult werden (am besten mit dem Arzt, der Ärztin oder der Diabetesberatung), damit der Kit im Notfall richtig zur Anwendung kommt. Schwierig ist es nicht, und die Gebrauchsanweisung zeigt in einer Bilderreihe, wie vorzugehen ist:
Offenes Glukagen Kit1) Kappe von der Nadel und der Flasche nehmen. Gummipfropfen der Flasche mit der Nadel durchstechen und Inhalt der Spritze in die Flasche geben
2) Wasser und Pulver durch Kippen gut durchmischen, bis sich alles Pulver aufgelöst hat
3) Flüssigkeit wieder aus der Flasche in die Spritze aufziehen
4) Inhalt der Spritze unter die Haut am Oberschenkel oder Oberarm des Diabetikers spritzen

Sobald der/die Betroffene aus der Unterzuckerung heraus und bei vollem Bewusstsein ist, müssen Kohlenhydrate zum Trinken oder als Nahrung verabreicht werden. Dies ist notwendig, um die Speicher in der Leber wieder aufzufüllen und einer erneuten Unterzuckerung vorzubeugen. Anschliessend während mehrerer Stunden Überwachung der Stoffwechsellage (Notfallstation des nächstliegenden Spitals).

Übrigens:

  • Der Erstbezug von Glukagon bedarf eines ärztlichen Rezeptes.
  • Glukagon wirkt nicht richtig, wenn man über einen längeren Zeitraum gefastet hat oder eine Hypoglykämie aufgrund von zu hohem Alkoholkonsum aufgetreten ist, weil dann die Leber keine Glukose freisetzen kann.
  • Kinder unter 25 kg Körpergewicht erhalten im Notfall nur die Hälfte des Spritzeninhalts!
  • Gut möglich, dass wir in absehbarer Zeit anstelle des komplizierten Hypokits einen Glukagon-Nasenspray zur Verfügung haben werden. Dies würde die Handhabung im Notfall wesentlich vereinfachen. Bis ein solches Präparat bei uns auf den Markt kommt, kann es aber noch ein paar Jahre dauern.

Mitteilung von NovoNordisk

Wir haben im Dezember 2017 darüber informiert, dass wir keine kostenlosen Ersatzlieferungen mehr für GlucaGen® HypoKit® anbieten können.
Glucagen Hinweis wegen GratisumtauschDerzeit befinden sich noch viele Packungen mit der Aufschrift «Achtung: Nicht angebrochene und verfallene Packungen werden durch Apotheken bzw. Grossisten kostenlos ersetzt» im Umlauf. Wir werden Packungen mit dieser Aufschrift auch weiterhin kostenlos ersetzen bis Ende 2018.
Neue Packungen, die diese Aufschrift nicht mehr enthalten, werden dagegen – wie im Schreiben vom Dezember 2017 angekündigt – nicht mehr ausgetauscht.

AutorIn: Dr. med. A. Spillmann