Wann waren Sie das letzte Mal bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin in Kontrolle? Bei chronischen Erkrankungen – und Diabetes zählt zu den fünf häufigsten sogenannt nichtübertragbaren Krankheiten – ist ein regelmässiger Besuch zu empfehlen.

Die Bevölkerung altert, die Zivilisationskrankheiten fordern ihren Tribut, darunter auch Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen. Alter muss man nicht mit Krankheit gleichsetzen, dennoch gehören Abbauprozesse dazu. Beim Übertritt ins hohe Alter, sprich beim Erreichen des 80. Lebensjahres, wird mehr Unterstützung zuhause angefordert. Diabetes ist dann häufig nicht das einzige Gesundheitsproblem. Kommt eine Demenzerkrankung hinzu, sind Angehörige und das Gesundheitsfachpersonal gefordert.

Gesunde Lebensweise

In der häuslichen Pflege achten wir darauf, dass die Therapie und Pflege an die Bedürfnisse der älteren Personen anpasst wird. Ziel ist der Erhalt einer guten Lebensqualität. Trotzdem sollen Betroffene wissen, dass eine ausgewogene Ernährung (Mittelmeerdiät) und regelmässige Bewegung die erste Behandlungsstrategie bei Typ-2-Diabetes sind. Es können dadurch sogar wieder normale Blutzuckerwerte erreicht werden. Deswegen gilt es, Folgeerkrankungen zu verhindern. Dauerhaft erhöhter Blutzucker führt zur Einschränkung des Sehvermögens, zu Arteriosklerose, zur Beeinträchtigung der Nerven mit Sensibilitätsstörungen in den Füssen und beinhaltet die Gefahr von Stürzen und Infektionen, zum Beispiel aufgrund von Wunden, die nicht verheilen.

Gut eingestellter Diabetes

Ein Teil der Spitexkundschaft geht selten zum Hausarzt oder zur Spezialistin (beispielsweise wegen der Augen). Wir sorgen dafür, dass sie diese Termine wieder wahrnehmen können. Einen Teil dieser Kontrollen können auch Diabetesfachberatende und Pflegeexpertinnen oder -experten APN (Advanced Practice Nurses) zuhause übernehmen. Erste gesundheitliche Veränderungen wie zu hohe Blutzuckerwerte oder Durchblutungsstörungen in den Beinen werden so erkannt und die Behandlung wird fortlaufend angepasst.

Hypoglykämien vermeiden

Nehmen ältere Menschen Medikamente gegen Diabetes ein, besteht die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Im Alter lassen sich deren Symptome nicht mehr so gut wahrnehmen. Dies gilt auch für Menschen mit einer Demenz. Unruhiges, herausforderndes Verhalten könnte beispielsweise ein Indiz für zu tiefe Werte sein. In der Altersmedizin werden höhere HbA1c-Werte (Langzeitindikator) zwischen 6,5 und 7,9 Prozent toleriert, da es weniger Risiko birgt. Es macht trotzdem Sinn, neben der Kontrolle dieses Wertes auch die Blutzuckerwerte über mehrere Tage zu unterschiedlichen Zeiten zu messen. Spritzen Betroffene Insulin, ist eine tägliche Kontrolle nötig.

Hautpflege und diabetische Fusspflege

Es gilt, den natürlichen Hautschutz zu erhalten. Am besten verwenden wir pH-neutrale Pflegeprodukte, sodass die Haut nicht austrocknet. Um Komplikationen wie Wunden, Infektionen oder Amputationen aufgrund mangelhafter Fussversorgung zu vermeiden, hat die Diabetesgesellschaft Waadt in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie Versorgungsempfehlungen ausgearbeitet. Grundsätzlich gilt eine tägliche Kontrolle der Füsse auf mögliche Hautläsionen und deren Pflege mit harnstoffhaltiger (Urea) Emulsion. Ratsam ist, wöchentlich die Zehennägel zu feilen (weder schneiden noch knipsen) und nach einem kurzen Fussbad (nicht zu heiss) mit Bimsstein die Hornhaut zu entfernen. Wer die Füsse nicht mehr gut selbst pflegen kann, dem bezahlt die Krankenkasse eine Podologin HF oder eine diplomierte Pflegefachperson der Spitex, was bei ersten Anzeichen von Durchblutungsstörungen oder nervlicher Beteiligung (Ameisen laufen, Brennen) sowieso zu empfehlen ist. Generell empfehle ich: Kaufen Sie Schuhe, in denen Ihre Füsse Platz haben, und überprüfen Sie diese innen nach Nähten oder Unebenheiten. Verändern sich die Füsse, empfiehlt es sich, Schuhe beim Orthopäden anpassen zu lassen. Auch hier übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten.

Spitexleistungen wie die Grundpflege – dazu zählt ebenfalls Unterstützung beim Duschen –, die Behandlungspflege – etwa Insulin spritzen oder fachgerechte Wundpflege – und Beratungsgespräche werden, abgesehen vom Selbstbehalt, der Jahresfranchise und der Patientenbeteiligung (gemeindespezifisch), von der Krankenkasse übernommen. Zusatzversicherungen und Ergänzungsleistungen decken zudem auch Kosten für die Hauswirtschaft. Die Spitexorganisation in der Nähe berät Betroffene und Angehörige auch dazu gerne.

Merkblatt obligatorische Krankenversicherung und weitere Infos: www.diabetesschweiz.ch

AutorIn: Christine Reichart, Pflegeexpertin APN, Spitex Zürich AG