Vielleicht wohnen oder arbeiten Sie in den Bergen oder machen Urlaub dort, wo es richtig kalt werden kann? Hier sind die wichtigsten Regeln für den Umgang mit Diabetes mellitus in der Kälte für Sie zusammengefasst.

1. Schützen Sie Ihre Diabetesmaterialien und Ihr Insulin vor Kälte.

Neben extremer Hitze kann auch extreme Kälte die Wirkung ihres Insulins negativ beeinflussen. Gefrorenes Insulin kann völlig wirkungslos werden. Es gilt wie immer die Empfehlung, Insulin im Kühlschrank zwischen 2 °C und 8 °C zu lagern und ausserhalb des Kühlschranks angefangene Insulinpräparate je nach Art und Darreichungsform zwischen 2 °C bis 37 °C aufzubewahren.
Konventionelle Blutzuckermessgeräte messen nur bei Temperaturen von über 4 °C (je nach Hersteller unterschiedliche Angaben) und kalte Hände erschweren die Blutentnahme wegen mangelnder Durchblutung. Die Betriebstemperatur von CGM-Sensoren und der technischen Zusatzgeräte muss über 0 °C liegen (je nach Hersteller unterschiedliche Angaben). Durch ihre Lage im körperwarmen Unterhautfettgewebe bleiben CGM-Sensoren von widrigen Temperaturen eher unbeeindruckt. Wenn Sie sich bei kaltem Wetter im Freien aufhalten, tragen Sie Ihr Diabetesmaterial daher dicht am Körper und bedecken Sie es mit warmer Kleidung. Wenn Sie mit Blutstropfen Ihre Glukosewerte messen, halten Sie Ihre Hände warm bzw. wärmen Sie sie vor der Blutentnahme auf.

2. Halten Sie Ihren Blutzucker im Auge.

Kälte kann sich direkt auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken. Denken Sie daran, dass bei intensiver Bewegung im kalten Wetter Ihr Energiebedarf höher ist und damit das Risiko für Hypoglykämien steigt. Auf der anderen Seite führt Kälte zu Gefässverengung im Gewebe und kann aufgrund einer verzögerten Insulinresorption Ihren Blutzucker ansteigen lassen. Ausserdem können kalte Temperaturen körperlichen Stress verursachen, sodass Cortisol zu höheren Blutzuckerwerten führen könnte. Eventuell ändert sich in der kalten und dunklen Jahreszeit auch Ihr Tagesablauf mit Ihren Alltagsaktivitäten und Sie müssen Ihre medikamentöse Diabetestherapie entsprechend anpassen, um Ihren Blutzucker im gewünschten Bereich zu halten.

3. Bleiben Sie in Bewegung.

An kalten und dunklen Wintertagen ist es verständlich, wenn wir uns manchmal nur noch auf dem Sofa einmummeln wollen und auf Bewegung draussen oder Sport verzichten. Aber auch im Winter gilt: Bewegung ist gesund. Sie hilft Blutzucker und Gewicht zu regulieren, hält gut durchblutet, schützt vor Krankheit, hilft Stress abzubauen und macht gute Stimmung. Bleiben Sie bei Ihrer Bewegungsroutine und passen Sie sie mit Fantasie dem kalten Wetter an.

4. Schützen Sie Ihr Immunsystem.

Winterzeit ist Virenzeit und Krankheit bedeutet Stress für Ihren Körper. Dies kann zu höherem Insulinbedarf und höheren Blutzuckerwerten führen. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden ärztlichen Team darüber, ob es sich für Sie empfiehlt, sich mit einer Impfung vor zum Beispiel Grippe- oder Coronaviren zu schützen.
Häufiges Händewaschen mit Seife oder Benutzen von Handdesinfektionsmittel hilft Krankheitserreger einzudämmen. Und wenn es Sie erwischt hat und Sie Medikamente einnehmen möchten oder müssen, fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin, ob und wie das Medikament Ihre Blutzuckerwerte beeinflussen kann.

5. Achten Sie auf Ihre Füsse.

Im Winter ist eine gute Fusspflege besonders wichtig, um Wunden und Verletzungen vorzubeugen. Ihre Haut wird schneller trocken und rissig, insbesondere an den Füssen. Verwenden Sie eine Feuchtigkeitscreme, um Ihre Haut gesund zu halten. Es gelten die gleichen Regeln wie immer, aber im Winter ist ein Schutz Ihrer Füsse durch geeignetes Winterschuhwerk insbesondere bei Schnee und Glätte besonders ratsam. Seien Sie vorsichtig mit elektrischen Heizdecken und Wärmeflaschen an den Füssen, die schnell zu Verbrennungen führen können.

6. Ernähren Sie sich wintergesund.

Der Nährstoffbedarf im Winter wird wahrscheinlich steigen, aber nur geringfügig, weil wir unsere Wohnungen heizen und unsere Kleidung angepasst und warm ist.
Die Regeln für eine gesunde Ernährung bleiben gleich: kohlenhydrathaltige Lebensmittel über den Tag verteilen, ballaststoffreiche Lebensmittel bevorzugen, Gemüse zu jeder Mahlzeit, Obst und Milchprodukte pur als Nachtisch und Snacks. Im Winter neigt man dazu, sich reichhaltiger zu ernähren, was die regelmässig berichteten 1 – 2 Kilogramm mehr erklärt.
Erst mit körperlicher Aktivität steigt der Nährstoffbedarf. So können Schneeschuhwandern, Skifahren und Wandern im Schnee Überraschungen in Bezug auf den Bedarf mit sich bringen. Die Insulinbehandlung muss oft mit dem Diabetologen oder der Diabetologin besprochen und angepasst werden. Parallel dazu ist es wichtig, leicht zu transportierende, energiereiche und kleine Snacks bereitzustellen. Diese gilt es natürlich auf die Dauer und Intensität der Anstrengung abzustimmen. Sie sollen den erhöhten Bedarf durch die körperliche Anstrengung decken und Hypoglykämien vorbeugen. Es ist wichtig, dass Sie genügend davon einplanen. Trockenfrüchte, Nüsse und selbstgemachte Müsliriegel sind besonders geeignet.

 

AutorIn: Sylke Hauf und Odile Rossetti Olaniyi