Viele der weltweit drastisch zunehmenden Krankheiten wie Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Erkrankungen des Bewegungsapparates, onkologische Erkrankungen, Gemütsleiden und neurologische Erkrankungen können heute unter anderem auf Bewegungsarmut zurückgeführt werden.
Bewegung beeinflusst neben anderen Faktoren den Stoffwechsel und damit den Blutzucker. Für Menschen mit Diabetes, die ihren Blutzucker regelmässig bestimmen, ist dieser Einfluss direkt über die bestimmten Blutzuckerwerte einsehbar. Es kann richtig motivierend sein, wenn sich der Blutzuckerwert nach Gartenarbeit oder einer Wanderung in den Normbereich bewegt. Studien zeigen, dass bereits ein 15-minütiger Spaziergang nach den Hauptmahlzeiten den Blutzucker- und Insulinanstieg reduzieren kann. Sofa-Nachmittage sind zwar gemütlich, lassen aber die Werte leider meist nicht in den Normbereich bringen. Natürlich beeinflussen die verwendeten Medikamente den Wert ebenfalls.
Wie beeinflusst Bewegung die Insulinwirkung?
Um diesen Zusammenhang zu verstehen, müssen wir zuerst Folgendes wissen: Insulin öffnet unsere Zellen, damit Zucker eintreten kann. Dieser wird dann in den Zellen, genauer in den Mitochondrien, zu Energie umgewandelt. Dies ist die universelle Energiequelle im Körper und wird für alle Stoffwechselprozesse benötigt. Bewegung unterstützt und verstärkt die Wirkung von Insulin. Immer mehr Zellen öffnen sich für den im Blut zirkulierenden Zucker, mehr strömt in die Zellen und der Blutzucker sinkt. Dies erklärt auch, wieso der Spaziergang nach dem Essen so hilfreich zur Stabilisierung des Blutzuckers ist.
Was passiert bei Insulinresistenz?
Insulinresistenz ist direkt verbunden mit Diabetes Typ 2. Die Körperzellen reagieren nicht mehr genügend auf das vorhandene Insulin, sie sind resistent. Dadurch bleibt vermehrt Zucker im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt an.
Die Entstehung der Insulinresistenz ist sehr komplex, jedes Organ im Körper reagiert etwas anders. Die Ausgangslage für die Insulinresistenz ist der Energie- und Glukoseüberschuss aus der Ernährung.
In der Muskulatur sinkt bei diesem Überschuss die Fettverbrennung und die Fettspeicherung steigt an.
Auch im Fettgewebe wird die Fettbildung und -speicherung angeregt, es werden vermehrt freie Fettsäuren ins Blut abgegeben. Zusätzlich kommt es hier zu einer Ausschüttung von Entzündungsstoffen.
In der Leber wird durch hohe Blutzuckerwerte die Fettverbrennung gehemmt, die Fettbildung und -speicherung angeregt.
Im Gehirn wiederum kommt es durch die hohen Zuckerwerte dazu, dass die Sättigungssignale nicht mehr genügend wahrgenommen werden und der Appetit und der Hunger steigen. Es werden weniger Botenstoffe gebildet, was sich auf die Aufmerksamkeit, die Konzentration, die Merkfähigkeit und das Gedächtnis auswirkt.
In den Blutgefässen steigt die Gerinnungsneigung, die Gefässe verengen sich, der Blutdruck steigt, was auch zu einer mechanischen Schädigung der Gefässe führt.
Da bei hohem Verzehr von Kohlenhydraten vermehrt Insulin gebildet werden muss, erschöpfen sich mit der Zeit die Betazellen im Pankreas und die Insulinproduktion nimmt ab.
Dies ist ein sehr komplexer Teufelskreis, denn alle Faktoren spielen zusammen.
Auf den gesamten Körper kann man die Wirkung so zusammenfassen: Energie- und Glukoseüberschuss erhöht den Blutzucker und den Insulinspiegel, als Folge davon sinkt die Insulinempfindlichkeit und es kommt zu einer Gewichtszunahme. Dies führt zu Entzündungsprozessen und zu Insulinresistenz.
Bewegungsmangel als Risikofaktor
Bewegungsmangel wirkt sich direkt auf den Körper aus. Eine untrainierte Muskulatur benötigt mehr Insulin, um Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Auch die Mitochondrien funktionieren nicht mehr genügend. Die Insulinempfindlichkeit sinkt und es wird nicht mehr genügend Glukose in die Zellen aufgenommen. Dies führt zum oben erwähnten Nährstoff- und/oder Energieüberschuss.
Bewegung senkt die Insulinresistenz
Durch Bewegung nimmt die Insulinresistenz ab und das Insulin wirkt wieder stärker an den Zellen, sodass der Zucker vom Blut in die Zellen strömen kann. Damit steht dem Körper wieder mehr Energie zur Verfügung. Menschen mit Diabetes Typ 2 können somit über die Bewegung den Stoffwechsel so unterstützen, dass die Insulinresistenz abnimmt. So kann das vorhandene Insulin wieder besser wirken und sich die Stoffwechsellage verbessern. Aber auch unter medikamentöser Therapie wie mit Tabletten oder Insulinen ist es von elementarer Bedeutung, dass das körpereigene oder das von aussen zugeführte Insulin eine hohe Sensitivität aufweist, also optimal wirken kann.