Haben Sie Lust auf Wintersport? Die kalte Jahreszeit bietet diverse Möglichkeiten, sich sportlich in der Natur auszutoben. Egal ob Skifahren, Eislaufen, Schneeschuhwandern, Skitouren, Langlauf oder Winterwandern: Die Vielfalt ist gross – auch für Diabetikerinnen und Diabetiker.

Gefragt nach der wichtigsten Voraussetzung, um sich im Winter sportlich zu betätigen, sage ich jeweils «Freude am Winter, am Schnee und an der Kälte». Wenn das vorhanden ist, geht es eigentlich nur noch darum, die passende(n) Sportart(en) zu finden Und so viel sei gesagt: Es ist für alle etwas dabei. Am einfachsten ist es für diejenigen, die bereits im Sommer aktiv waren, sie können im Winter anknüpfen. So ist zum Beispiel das Winterwandern die logische Folge des Sommer- und Herbstwanderns. Winterwandern und Schneeschuhlaufen in einfachem Gelände eignen sich zudem optimal für Menschen mit einem Handicap wie beispielsweise Übergewicht. Aber der Reihe nach.

Einsteigen jederzeit und für alle möglich 

Auch untrainiert und mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen können Sie im Winter leichten Sport treiben und sich so etwas Gutes tun. Die Aktivität kurbelt den Organismus an und verbrennt Kalorien respektive Kohlenhydrate, wodurch sich der Zuckerspiegel einfacher regulieren lässt. Regelmässige Bewegung ist der Schlüssel für eine gute Insulinwirkung. Denn die sportliche Belastung macht die Zellen sensibler für das Insulin. Die Folge: Die Glukoseaufnahme steigt und der Zuckerspiegel sinkt. Daneben hilft uns der Sport, überflüssige Kilos abzubauen, und er beeinflusst Blutfette und Blutdruck positiv. Wie steigt man ein? Winterwandern und Eislaufen kann man selber anfangen, da es Sportmöglichkeiten sind, die wenig Ausrüstung benötigen. Für die restlichen Aktivitäten melden Sie sich am besten bei einem Anbieter an. Wir vom Schweizerischen Dia Alpin Club, kurz SDAC, decken diverse Aktivitäten auf unterschiedlichen Niveaus ab.

Bei den meisten Wintersportarten gilt das Credo «sei mutig, aber nicht übermütig», denn Sicherheit geht immer vor.

Erlebnis draussen in der Gruppe

Bei den meisten Wintersportarten gilt das Credo «sei mutig, aber nicht übermütig», denn Sicherheit geht vor. Es empfiehlt sich, auf andere Menschen zuzugehen, um gemeinsam unterwegs zu sein. Das können Freunde oder Bekannte sein, die man anfragt und begeistert für einen Ausflug. Es gibt aber auch vielfältige Angebote bei Organisationen, die sich im Internet finden lassen. Kontaktieren Sie zum Beispiel den Schweizer Alpen-Club (SAC) als grössten Bergsportverein, Tourismusorte, Ihre regionale Diabetesorganisation oder eben uns vom SDAC. Wir bieten zu jeder Jahreszeit Touren an, bei denen Diabetiker:innen und Nicht-Diabetiker:innen in einer Gruppe sind. Egal welchen Geschlechts oder in welcher Lebenssituation, bei uns sind alle willkommen. Wir schauen aufeinander und helfen uns gegenseitig, wenn es nötig ist. Oft findet dabei auch ein reger Austausch zum Thema Diabetes beim Sport und im Alltag statt.

Wann bietet sich ein Kurs an?

Wollen Sie im Winter hoch hinaus mit Skiern oder Schneeschuhen? Wenn ja, ist es sicher ratsam, einen Kurs in Lawinenkunde zu absolvieren. Zudem ist es bei Touren wichtig, jeweils die komplette Lawinenausrüstung dabeizuhaben, also ein Lawinenverschüttetensuchgerät (kurz LVS), eine Schaufel und eine Sonde. Wenn man eine Hochtour angehen will, ist sicherlich ein entsprechender Kurs hilfreich. So oder so gilt es bei allen Touren einige Regeln zu beachten:
• Habe ich die dafür notwendige Ausrüstung beisammen?
• Ist die Wettersituation gut genug, um eine Tour zu beginnen?
• Habe ich das Lawinenbulletin beachtet?
• Bin ich fit genug und ist der Zuckerhaushalt in Ordnung?

Tipps zum Diabetes-Management

Schauen Sie als Diabetiker:in beim Wintersport darauf, dass der Zuckerwert immer genug hoch und der Kohlenhydratspeicher gut gefüllt ist. Durch die Anstrengung verpuffen die Kohlenhydrate schnell. Reduzieren Sie Ihre Basisrate, da bei starker körperlicher Anstrengung schneller die Gefahr einer Unterzuckerung besteht. Bei intensiven Sportarten darf der Zuckerspiegel gerne auch einmal 12–16 mmol/l betragen. Nehmen Sie genügend Traubenzucker oder Ähnliches mit, damit Sie reagieren können, sollte der Wert unter die 4 mmol/l fallen. Legen Sie genügend Pausen ein und messen Sie regelmässig den Zucker, um Hypoglykämien zu verhindern. Achten Sie darauf, dass der Sensor und das Messgerät während der Tour genug Wärme haben, da sonst Messergebnisse infolge der Kälte nicht möglich sind. Als Sensorträger:in empfiehlt es sich, zur Sicherheit die klassischen Teststreifen mitzunehmen, welche über die Blutmessung funktionieren. Das mitgeführte Insulin gilt es ebenfalls vor Kälte zu schützen, denn sonst kann es seine Wirksamkeit verlieren.

Auf nach draussen

Wenn Sie einige Regeln beachten, steht dem Erlebnis in der schönen Winterlandschaft nichts im Weg. Und eines ist sicher: Ob im kleinen Rahmen oder ambitioniert betrieben, der Wintersport beschert allen einen zufriedenen, glücklichen Tag. Brechen Sie aus der Komfortzone aus, weg von Handy, PC und Fernseher. Machen Sie draussen die Augen weit auf, schärfen Sie die Sinne für den Winter und tanken Sie dank der Sonne Energie. Denken Sie jedoch auch daran Ihre Haut zu schützen mit einer Sonnencreme die mindestens Schutzfaktor 50 hat. Schauen Sie zudem, dass Sie während der Aktivität warm haben, aber nicht zu heiss. Lassen Sie ruhig zu, dass Sie am Anfang und zwischendurch kurz etwas frieren, und profitieren Sie so vom Kneippeffekt. Gönnen Sie sich – wieder zuhause angekommen – ein warmes Bad und eine dampfende Tasse Tee. Wichtig ist zudem, den Zucker langsam wieder in die Balance zu bringen, sollte der Wert immer noch über 8 mmol/l betragen. Fazit: Wir Diabetiker:innen wollen und müssen uns nicht verstecken. Wir können wie alle anderen aktiv sein. Wir müssen halt einfach ein wenig mehr auf uns schauen. Und eines haben wir doch alle gleich: Was gibt es Schöneres, als nach einem gelungenen Tag draussen die Bilder auf dem Handy anzuschauen und die Gedanken nochmals kreisen zu lassen?

DIE WINTERSPORTARTEN IM ÜBERBLICK

Sie möchten sich im Winter draussen körperlich betätigen, wissen aber noch nicht wie? Wir haben die Eigenheiten der einzelnen Sportarten für Sie zusammengefasst.

Alpines Ski- und Snowboardfahren
Wer den kräftezehrenden Aufstieg scheut, hat vielleicht Spass am Ski- oder Snowboardfahren. Der Kohlenhydratverbrauch ist hier etwas geringer, da uns Lifte in die Höhe bringen und wir danach den Berg hinunterschwingen können. Grössere und kleinere Skigebiete sind schweizweit in fast allen Regionen vorhanden. Skischulen bringen Anfängerinnen und Anfängern oder jenen, die schon länger nicht mehr auf den Brettern gestanden sind, das Fahren bei. Allerdings sind die Anreisestrecken meist lang und die Tageskarten – gerade in bekannten Gebieten – teuer. Auch die komplette Ausrüstung hat ihren Preis und an den Wochenenden tummeln sich meist viele auf den Pisten. Zudem ist auch die Verletzungsgefahr nicht zu unterschätzen.

Schneeschuhwandern
Beim Schneeschuhwandern ist man im tiefen Schnee unterwegs. Die Anschaffungskosten sind relativ gering und das Erlernen einfach. In höheren Gebieten gibt es fixe Schneeschuhtrails (schweizmobil.ch/de/ schneeschuhwandern) und das Material kann an vielen Orten gemietet werden. Wer allerdings frei in der Gegend wandert und steilere Passagen meistern will, sollte das ganze Lawinenequipment (siehe Haupttext) dabeihaben. Zudem ist das Durchqueren und Hochsteigen von Steilhängen anspruchsvoll, sodass der Zuckerhaushalt strapaziert wird.

Eislaufen
An sehr vielen Orten gibt es im Winter offene oder geschlossene Eisfelder mit geringen Eintrittspreisen. Die Anschaffung des Materials ist vergleichsweise günstig, vielerorts ist es zudem möglich, Schlittschuhe zu mieten. Zum Üben kann man sich an Banden festhalten oder die vorhandenen Stützobjekte nutzen. Eislaufen ist eine eher zuckerschonende Sportart, allerdings kann ein Sturz schnell schmerzhaft sein und man braucht Geduld und Übung, bis die ersten Schritte flüssig gelingen.

Winterwandern
Diese Form der Bewegung ist ebenfalls kohlenhydratschonend. Weitere Pluspunkte: Es braucht wenig Ausrüstung und ist auch im Flachland überall möglich. Es ist die sehr günstige Alternative zum Skifahren, die es erlaubt, sich während der Betätigung zu unterhalten. Bei Ausflügen in den Bergen sollte man den Winterwanderwegen folgen. Bei eisigem und rutschigem Untergrund sind Schuhe mit gutem Profil ein Muss. Stöcke und Schuheisen beugen Stürzen vor.

Langlauf
Diverse tiefer und höher gelegene Orte bieten Loipen an, die zudem teilweise dank Beleuchtung auch abends genutzt werden können. Der Loipenpass ist mit CHF 160.00 pro Saison für die ganze Schweiz vergleichsweise günstig. Auch hier kostet zudem die Ausrüstung, wenn auch weitaus weniger als beim Skifahren. Was viele unterschätzen ist, dass Langlauf eine kohlenhydratzehrende und technisch anspruchsvolle Aktivität ist.

Skitouren
Bei Skitouren entfällt der Kommerz des alpinen Fahrens und man bewegt sich in Gegenden, in die nicht jeder hingeht. Allerdings ist die Anschaffung der Ausrüstung teuer und die Lawinenkunde muss erlernt werden. Zudem ist es nur etwas für geübte Skifahrer:innen, denn es sind oft technisch anspruchsvolle Schneearten, die es zu befahren gilt, und es ist eine kohlenhydratzehrende Sportart.

 

 

 

AutorIn: Hanspeter Forster, Kassier SDAC