Kinder am Skifahren

Dieser Bericht widerspiegelt eine Erfahrung und ist keine Therapieform, die 1:1 übernommen werden kann.

Frühstück
Es ist frühmorgens in Obsteig (Österreich). Meine Tochter und ich beeilen uns, um den Magen zu füllen, ehe uns der Bus binnen 20 Minuten nach Hochötz bringt, wo sie in die Skischule gehen wird. Essen kann sie mit ihren neun Jahren einiges. Sogar Schoggiflöckli, die es bei uns zu Hause so gut wie gar nie gibt. Das Frühstück hat etwa 50 g KH, vielleicht auch mehr. Ich gebe ihr den normalen Bolus, wie jeden Tag, und strebe nicht wirklich einen höheren Blutzuckerwert an.

Vor dem Skikurs
Wir sind mit der Gondel in die Berge gefahren. Die Aussicht ist toll, das Wetter phänomenal mit dem strahlendblauen Himmel. Die Kinder ziehen die Skischuhe an und die Skilifte sind bereit, alle nach oben zu befördern. Unmittelbar vor dem Start, bevor meine Tochter die Piste hinunterfährt, mache ich Folgendes:

1. Ich schalte das Basal für 1 Stunde aus.
2. Ich gebe ihr etwas Kleines zum Essen. Beispielsweise 10 g KH Schokolade (muss ja ein Weilchen herhalten), ideal wäre etwas mit Caramel, z. B. ein kleiner Mars-Riegel.
Meiner Erfahrung nach liegt der ideale Blutzucker vor dem Sport bei 8 – 10 mmol/l. Wenn er tiefer ist vor dem Sport, so um 5 mmol/l, gebe ich noch zusätzlich Traubenzucker, ungefähr 6 g KH.

Während des Skikurses
Die Pisten sind breit und fast leer. An den Skiliften muss man nie anstehen. Manchmal muss die Skilehrerin mit ihren Schülern auf andere Erwachsene warten, die jeweils ein Kind auf dem Sessellift mitnehmen können – aus Sicherheitsgründen.
Während sich meine Tochter aufs Skifahren konzentriert, manage ich den Rest. Das heisst konkret:
• Ich bin meistens in ihrer Nähe, auf meinen Skiern.
• Etwa jede Stunde kontrolliere ich ihren ­Blutzucker.
(Der Dexcom-Empfänger bleibt bei mir, das Handy bei der Tochter. Wenn ich mich fünf Minuten in ­ihrer Nähe aufhalte, erhalte ich ihren Blutzuckerwert und kann allenfalls reagieren.)
• Ich achte darauf, dass ihr Wert auch während des Sports um 8 – 10 mmol/l bleibt.
Wenn mit ihrem Blutzucker alles in Ordnung ist, gönne ich mir auch Entspannung und fahre ein paar Pisten hinab, geniesse das Wetter und den Schnee.
Die Basalrate lasse ich, bis auf die erste Stunde bei Sportbeginn, nicht ausgeschaltet oder reduziert. Denn das Insulin wird benötigt, um die Energie in die Muskeln zu pumpen. Sollte der Blutzucker tiefer sein, gebe ich ihr lieber etwas Kleines zum Essen.

Nach dem Sport
Meistens ist nach dem Sport ein Bolus nötig, vor allem wenn keine weitere körperliche Aktivität erfolgt. Ein Beispiel: Die Busfahrt vom Skikurs zurück ins Hotel. Ist ihr Blutzucker bei 8 mmol oder höher, dann gebe ich einen Bolus noch bevor wir ins Auto steigen. Auf diese Weise kann ich eine ­Hyperglykämie verhindern.
Und sollte es Zuviel an Insulin gewesen sein, Traubenzucker ist immer griffbereit!

Fazit
Sind die Kinder noch «klein» und sorglos, benötigen sie die Hilfe und Präsenz der Eltern. Die Technik und der Austausch unter Betroffenen vereinfacht uns heute das Diabetesmanagement. Selten, wenn alles mal reibungslos funktioniert, kommt sogar das Gefühl von Ferien auf (jedenfalls bei meiner Frau), aber selbstverständlich ist das nicht. Dem Alter unserer Tochter sowie ihrer Entwicklung entsprechend, kann langsam mehr und mehr Verantwortung abgegeben werden. Und irgendwann wird sie ihren Diabetes selbst managen können und müssen. Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass sie es auch gut macht.