Rund 44 diabetische Kinder und Jugendliche von 9 bis 15 Jahren halfen im Sommer 2019 im Zürcher Diabeteslager in Brigels Lucky Luke bei seiner Mission im Wilden Westen. Wir haben von Gioia Vinci, Hauptleiterin des Zürcher Diabeteslagers, erfahren, wie der Diabetes spielerisch eingebunden wird und was es für ein erfolgreiches Lager braucht.

diabetesschweiz: Wie kamen Sie zur Leitung der Zürcher Diabeteslager und warum engagieren Sie sich für diabetische Kinder?
Gioia Vinci: Mein erstes Lager besuchte ich während meines Studiums in Ernährung und Diätetik, da es für mich thematisch sehr interessant war. Bevor ich die Hauptleitung des Zürcher Diabeteslagers übernahm, war ich bereits vier Jahre lang als Lagerleiterin mit dabei. Ich liebe die Arbeit mit den Kindern und dem Leiterteam und wachse jährlich an den neuen Herausforderungen.

Ist der Diabetes jeweils auch Thema im Lager?
Wir führen bewusst keine Schulungen zum Thema Diabetes durch. Es gilt «Learning by Doing». Das Lager stand ganz unter dem Motto «Lucky Luke und der Wilde Westen», wobei die Kinder halfen, die Dalton Brüder zu finden, die eine Bank in Brigels ausraubten. Dabei lernen die Kinder auf eine spielerische Art und Weise, was nötig ist, wenn man auf eine Wanderung geht oder bei einem Geländespiel sich viel bewegt. Da wir jedes Jahr mehrere Diabetiker/innen im Leiterteam haben, ist ein guter Austausch zum Thema Diabetes gewährleistet.

Was waren für Sie die schönsten Erlebnisse in dieser Woche?
Am schönsten sind für mich die strahlenden Augen der Kinder und des Leiterteams. Vor allem am letzten Abend, wenn alle Kinder und Leiter/innen zu einer funktionierenden Einheit zusammengewachsen sind und gemeinsam in der Disco Spass haben. Dann weiss ich, dass wir alles richtig gemacht haben.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Fachpersonen vor Ort und was ist Ihnen dabei wichtig?
Ich selber gehe neben meiner Rolle als Hauptleiterin auch als Ernährungsberaterin SVDE mit ins Lager. In dieser Rolle bin ich Bindeglied zwischen dem medizinischen Team, dem Küchen- und dem Leiterteam. Ich achte u. a. auf eine gute Umsetzbarkeit des Menüplans und koordiniere die Mess-, Spritz- und Esszeiten. Es ist mir sehr wichtig, dass alle gute Kenntnisse über Diabetes Typ 1 haben und über die damit verbundenen Herausforderungen im Lageralltag Bescheid wissen.

Welchen Mehrwert bietet die Gemeinschaft den Kindern?
Die Kinder befinden sich alle in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien bezüglich ihrer Diabeteserkrankung. Es gibt Kinder, welche erst vor kurzem die Diagnose erhalten haben und durch das Lager ihre Krankheit und sich selber besser kennen lernen. Dann gibt es aber auch jene, welche schon viele Jahre Diabetes haben und andere im Lager unterstützen können. Die Kinder bilden während des Lagers eine Einheit mit derselben Ausgangslage – dem Diabetes. Sie merken, dass der Diabetes kein Hinderungsgrund ist, um normalen Lageraktivitäten folgen zu können (z. B. Wanderung, Nachtgame, Geländespiele, etc.).

Welche Ansprüche stellen Eltern an Sie und wie sind sie involviert?
Die Eltern sind oft sehr froh, dass ihr Kind in ein Lager mitgehen kann, das von einem professionellen Team begleitet wird. Die Kinder sind in Bezug auf ihre Diabeteserkrankung sehr gut betreut, was in einem Lager der Schule oder des Sportvereins weniger der Fall ist. Ausserdem freuen sich die Eltern, dass ihre Kinder andere mit derselben Erkrankung kennenlernen. Häufig entstehen Freundschaften fürs Leben.

Was wünschen Sie sich für zukünftige Diabeteslager?
Ich wünsche mir, dass noch sehr lange Diabeteslager durchgeführt werden, damit alle Kinder mit Diabetes Typ 1 diese Erfahrungen machen können.

Gioia Vinci ist 29 Jahre alt und arbeitet im Stadtspital Waid in ­Zürich als Ernährungsberaterin SVDE. Sie leitet seit acht Jahren das Zürcher Diabeteslager, seit vier Jahren als Hauptleiterin.