Im Diabeteslager Aargau Basel drehte sich im Sommer 2022 alles um Disneys Trickfilme. Gleichzeitig lernten die Teilnehmenden im idyllischen Moléson-sur-Gruyères viel darüber, wie man gut mit Diabetes lebt.
Autorin: Fabienne Hohl
Arielle und Balu, Donald und halb Entenhausen – eine bunte Schar von Trickfilmfiguren steigt an einem Julisamstag in den Car, der sie nach Moléson-sur-Gruyère (FR) fährt. Dort findet 2022 das gemeinsame Lager der Diabetesgesellschaften Aargau und Basel statt, in dem Kinder und Jugendliche bei Spiel und Spass und unter ärztlicher Betreuung besser mit ihrem Diabetes umgehen lernen. Ungeachtet der Sommerhitze haben sich die 40 Passagiere getreu dem Lagermotto «Disney» verkleidet. Die Vorfreude steigt mit jedem Kilometer … Auch bei «Tom» und «Jerry», als die sich die Zwillinge Shane und Shahin (12) kostümiert haben. Für sie ist es toll, einmal zwei Wochen nur mit Kindern zu verbringen, die auch Diabetes haben. «Wir können gut miteinander reden und man muss nicht immer alles erklären», sagt Shahin. Wie viele der Anreisenden haben er und sein Bruder schon mehrmals am Lager teilgenommen. Doch so oft wie Hauptleiter Rafael Bodmer war wohl noch niemand dabei: Schon 15 Lager hat der 25-Jährige erlebt, die letzten acht davon als Leiter.
Prall gefülltes Programm
Rafael Bodmer und etliche seiner Co-Leitenden leben seit der Kindheit mit Typ-1-Diabetes und sind nicht selten ebenfalls «alte Lagerhasen» Der Leiter schwärmt: «Bis heute macht mir das Lager riesig Spass!» Das gilt offensichtlich für alle Teilnehmenden, wie die eigenhändig verfassten Blogbeiträge auf diabeteslager.ch zeigen: Von Workshops, wilden Postenläufen und gemütlichen Badi-Besuchen ist die Rede, von der Namenstaufe für die Neuen und von der Drei-Tages-Wanderung in Altersgruppen. «Wir spielten unter dem Sonnenuntergang und redeten, bis die Sterne auftauchten», heisst es da, und am Folgetag ist man voll des Lobs über die verschiedenen «Wellnessposchte» wie Maske, Massage, Maniküre und Hairstyling. Ein obligates Highlight ist der «Chnöpflitag», an dem – natürlich – Chnöpfli auf dem Menuplan stehen, vor allem aber die älteste Gruppe der 13- bis 16-Jährigen das Programm gestaltet. Selbstverständlich lotet das reguläre Leitungsteam bei dieser Gelegenheit den Spielraum als «Teilnehmende» aus. Fazit im Lagerblog: «Es war ein anstrengender Tag, aber wir haben viel gelernt und hatten Spass.»
«Wir spielten unter dem Sonnenuntergang und redeten, bis die Sterne auftauchten.»
Engmaschig betreut
Neben all diesen spannenden, lustigen und kreativen Tätigkeiten ist im Diabetikerlager aber auch ein sorgfältiges Zuckermanagement angesagt. «Nur so haben wir einen geordneten Tag und können unser Programm durchführen wie geplant», sagt Rafael Bodmer. Fürs Essen sind Ernährungsberater:innen zuständig, und vor jeder Mahlzeit werden die Zuckerwerte gemessen. Anschliessend verordnet das Ärzteteam das erforderliche Insulin, und weiter geht’s’ zu den Leitenden, die das Spritzen und Katheterwechseln begleiten. Wenn möglich oder nötig gibt es noch ein Bettmümpfeli oder gar eine Nachtmahlzeit, wenn jemand bei der 2-Uhr-früh-Kontrolle einen zu tiefen Zuckerwert hat. Wie hat sich die medizinische Betreuung in den letzten Jahren verändert? «Dank der Pumpen bzw. Sensoren ist die Überwachung viel einfacher geworden», sagt Rafael Bodmer.
Zur Selbständigkeit motiviert
Die Leitenden ermutigen die Kinder und Jugendlichen zur möglichst selbständigen Versorgung, wissen doch die diabetesbetroffenen Erwachsenen unter ihnen aus eigener Erfahrung, dass dies viel Überwindung kosten kann. Shane und Shahin motivierte das Vorbild anderer Kinder zu einem wichtigen Schritt: «Nach dem ersten Lager wollten sie plötzlich auf die Pumpe wechseln», erzählt ihre Mutter. Waren Leila Herzog und ihre Familie vorher wegen des Spritzens von verschiedenen Insulinarten mit Pens sehr strikt an den genauen Essplan gebunden, lebt es sich dank der konstanten, automatischen Zuckermessung und einfacherer Insulinabgabe nun etwas flexibler. Im Diabeteslager lernten die Zwillinge auch den Sportmodus der Insulinpumpe schätzen, ein grosses Plus für die begeisterten Fussballspieler: «Im Sportmodus bekommt man weniger Insulin und der Zuckerwert fällt nicht so rasch herunter», erklärt Shane. «Das ist uns beim Training relativ oft passiert, bevor wir die Pumpe hatten.»
Seit dem Lager schätzen die beiden Fussballer den Sportmodus der Insulinpumpe.
Diala 2023: Auf die Plätze …
Inzwischen laufen bei Rafael Bodmer bereits die Vorbereitungen fürs nächste Diabeteslager: Es gilt, erneut ein engagiertes, vielköpfiges Leitungsteam und ein spannendes Programm auf die Beine zu stellen. «Wir können immer Leute gebrauchen», wirbt der leidenschaftliche Lagerleiter. Wie immer unterstützen die Diabetesgesellschaften Aargau und Basel, Sponsoren und Stiftungen sowie die Patientenorganisation diabetesschweiz das «ArgBa-Diala». Bei Redaktionsschluss waren 25 von 40 Plätzen bereits vergeben – wer also im Juli 2023 am Flumserberg dabei sein will, sollte sich rasch anmelden!
Weitere Informationen zum Aargauer Basler Diabeteslager: diabeteslager.ch