Per Fahrrad durch die Welt: Das Vater-Sohn-Duo Keller plant von Frühling bis Winter 2023 eine Reise von Bern nach Singapur. Ihnen ist durch ihre persönlichen Berührungspunkte mit Diabetes klar, wie wichtig Bewegung bei dieser Erkrankung ist. Das brachte sie auf die Idee unterwegs Spenden für diabetesschweiz zu sammeln. Welche Herausforderungen sich bei dieser Aktion wohl verbergen?

Über die Alpen bis Salzburg, von dort die Donau entlang nach Wien. Was wie ein Schlagertitel anmutet, ist Bernhard Kellers bisher längste Fahrradreise, die er gleichzeitig als schönste Ferien überhaupt beschreibt.
Diese Erfahrung liess ihn vor zwölf Jahren schwören, irgendwann etwas Verrückteres zu machen. Doch Gründe gegen eine längere spektakuläre Reise waren stets vielfältig vorhanden und der Zeitpunkt irgendwie stets der falsche. Heute, mit fitten 51 Jahren, zeigen sich nun – bis auf Krieg und Corona – endlich optimale Voraussetzungen zur Umsetzung. So fiel die Entscheidung für die Fahrrad-Route von Bernhard Keller auf die längste Strecke, die die Karte hergab.
Über diese Reise von Bern nach Singapur sprachen er und sein Sohn Nicolas mit dem d-journal.
Als vor Kurzem im gemeinsam besuchten Fitnessstudio ein Vortrag stattfand, in dem über eine Reise nach China berichtet wurde, bat Bernhard seinen Sohn, diesen stellvertretend für ihn anzuhören. Daraufhin erschien Nicolas mit den Worten „Das will ich auch einmal erleben!“ im Büro seines Vaters. Von dieser Aussage war Bernhard direkt so begeistert, dass die Reise nun gemeinsam stattfindet.

Ohne Weg kein Ziel
Wie auch für Diabetiker:innen ist beiden Bewegung im Alltag sehr wichtig und da das Fahrrad für Vater wie Sohn das Sportgerät schlechthin ist, war die Wahl des Fortbewegungsmittels kein Thema.
Insgesamt gilt es 22 Länder zu durchfahren, wobei Nicolas und Bernhard die Krisenherde bestmöglich auslassen. Vom Startpunkt Schweiz geht die Reise über Italien nach Slowenien, durch die Balkanländer, über Griechenland in die Türkei. Von dort führt der Weg nach Georgien sowie Aserbaidschan und per Fähre über das Kaspische Meer. Schon folgen Kasachstan, Usbekistan, Tatschikistan, Kirgistan und es wird China erreicht, das es aufgrund von Visabestimmungen innert 90 Tagen zu durchqueren gilt. Mit 80 bis 100 Kilometern pro Tag ist dies zwar machbar, bietet jedoch keinen Spielraum für grössere Pannen oder längere Pausen. Nach dieser Challenge geht es weiter nach Singapur über Vietnam, Laos, Thailand und Malaysia.

Herausforderungen begleiten die Idee
Definitiv ist die Route alles andere als ein Pappenstiel, so sind etwa eigenen Berechnungen zufolge rund 117’000 stark variierende Höhenmeter zu bezwingen, wodurch das Fahrrad stabil genug sein muss und einen Aluminium- oder Metall-Rahmen erfordert. Dazu kommen je rund 35 Kilogramm Gewicht in Satteltaschen, die neben Kleidern, Alltagsmaterial, Kochutensilien, Lebensmitteln, Wasserdesinfektionsgerät, Reiseapotheke und Werkzeugen auch Zelt und Schlafsack beinhalten. Obwohl kein Selbstversorger- oder Abenteuer-Trip angestrebt ist, erfordern die Wüstenfahrten etwa 50 Zeltübernachtungen, was sich natürlich im mitzuführenden Equipment zeigt. Dieses gilt es rund um die Welt zu fahren und erfordert hohe Kunst beim Packen. Schmaler als bei Mountainbikes, aber breiter als beim Rennvelo sorgt die Beschaffung der Gravel-Reifens dafür, dass diese weniger schnell beschädigt wird.

Vorbereitung ist die halbe Miete
Eine gewisse Portion landläufiger Naivität gehört bei solch einem Unterfangen wohl dazu, um die Reise überhaupt zu starten. Doch Vater und Sohn holen das Maximum heraus. Sollten sie scheitern, fällt kein Zacken aus der Krone und sie kommen wieder zurück. Jedoch wollen sie alles versucht haben und setzen sich bereits 500 Tage vor der Abreise tagtäglich damit auseinander ihr Ziel zu erreichen und dabei Spenden zu sammeln. So absolvierten sie etwa Kurse zum Thema Fahrradreparatur.
Klar wird eine gewisse Grundkondition benötigt. Beide sind jahrelang im Bereich Physiotherapie tätig und pflegen ein entsprechendes Netzwerk. Daher werden sie bei der Vorbereitung durch zahlreiche Personen mit fundiertem Fachwissen unterstützt. Bernhard trainiert seit einem Jahr zwei Mal wöchentlich mit einem Personal Trainer, Sohn Nicolas wird vom Vater als sportbegeistert, polysportiv und “vor Kraft strotzend” beschrieben.

Sprachliche Hürden
Mittels Übersetzungsgerät, das Bernhard vom chinesischen Geschäftspartner empfohlen wurde, ist eine Verständigung in China relativ leicht möglich. Jedoch bedeutet dies ein weiteres Gepäckstück, das zudem ohne Strom und Empfang keine Dienste leistet. Darum erstellte der Vater für den Fall der Fälle ein Heft, in welchem sich Fotos von Hühnern, Cola, Reis, Wasser und mehr befinden. Der Sohn befürchtet zwar bei Deutung auf das Bild der Kuh, dem Gegenüber das Gefühl zu geben, eine lebende Kuh kaufen zu wollen. Doch: No risk, no fun und somit wünschen wir den beiden unvergessliche Momente “en masse”. Der Blick in die Glaskugel zeigt, dass die Erlebnisse dieser Reise sowieso für längere Zeit die Abenteuerlust stillen dürfen. Für weitere Reisen wünschen sich nämlich beide ihre Partnerinnen zur Seite, was zumindest beim Vater aktuell für längere Trips nicht umsetzbar ist.

“Challenges, die unterwegs gemeistert werden müssen? Natürlich das Unbekannte, das auf uns zukommen wird. Etwa Übernachtungen in der Wüste.”

Nebst dem Spendensammeln für diabetesschweiz teilen Bernhard und Nicolas Keller aus Burgdorf ihre Beobachtungen und Erfahrungen, die ihnen im Kontakt mit Diabetes auf ihrer Reiseroute begegnen. Interessierte können mit Ihnen Kontakt aufnehmen.

Die Reise kann unter www.dadandson.ch oder via Instagram (@dadandson2023) miterlebt werden.