Im Loop-System wird die Insulinzufuhr der Pumpe auf die Sensorwerte abgestimmt. Um sich für oder gegen diese Form der Diabetestherapie zu entscheiden, sind die nachstehenden Informationen hilfreich.

Wie funktioniert eine Insulinpumpe?

Eine Insulinpumpe ist ein kleines Gerät, das Insulin aufgrund einer Voreinstellung an den Körper abgibt. Sie ist ausschliesslich mit schnellwirksamem Insulin gefüllt, welches sie mittels kleinem Schlauch oder Kanüle unter die Haut transportiert. In der Pumpe ist eine Basalrate gespeichert, die dem Grundbedarf an Insulin entspricht (statt Basalinsulin). In Abständen von wenigen Minuten wird Tag und Nacht eine sehr kleine Menge Insulin abgegeben. Die Insulinpumpe wird so eingestellt, dass sich die Basalrate dem tageszeitlich unterschiedlichen Insulinbedarf anpasst.

Zusätzlich gibt man mit der Pumpe – wie bei der Pen-Injektionstherapie – vor den Mahlzeiten oder zur Blutzuckerkorrektur einen Bolus ab. Die meisten Insulinpumpen verfügen über einen integrierten Bolusrechner, weshalb man dem kleinen Gerät nur noch den Blutzuckerwert und die gewünschte Menge an Kohlenhydraten eingeben muss.

Es gibt Insulinpumpen mit einem Katheter (Schlauch) und sogenannte Patch-Pumpen, die direkt auf der Haut kleben. Viele Diabetikerinnen und Diabetiker finden das Tragen der Patch- Pumpen angenehmer. Allerdings sind die Patch- Pumpen Einmalprodukte, die nach wenigen Tagen entsorgt werden. Gegenwärtig sind in der Schweiz keine Patch-Pumpen mit Loop-Systemen zugelassen.

Eine Insulinpumpe wird derzeit weder den Diabetes heilen noch die Diabetestherapie vollständig automatisieren.

Beispiel eines Loop-Systems:

Bildlegende: www.diabeloop.de

 

Das Loop-System

Ein Loop-System liegt vor, wenn eine Insulinpumpe über Bluetooth mit einem Glukosesensor verbunden ist. Die Insulinpumpe kann mithilfe der Sensorwerte die Insulinzufuhr anpassen. So wird die Basalrate erhöht, wenn der Sensor steigende Zuckerwerte meldet, und reduziert oder gestoppt, sobald die Zuckerwerte sinken. Neuere Loop- Systeme können bei starkem Anstieg der Zuckerwerte auch Korrekturboli abgeben. Damit wird eine bedeutend stabilere Blutzuckereinstellung erreicht, insbesondere über Nacht.

Vorteile dieser Therapieform

Die Insulinpumpe ist immer am Körper, sodass man nicht daran denken muss, die Insulinpens mitzunehmen. Die Bolusgabe kann mit der Insulinpumpe auch in der Öffentlichkeit diskret erfolgen.

Mit der Insulinpumpen-Therapie, insbesondere mit den Loop-Systemen, kann bei korrekter Anwendung eine bedeutend bessere Blutzuckereinstellung erreicht werden. Die Zeit im Zielbereich (Time in Range) verbessert sich im Durchschnitt um 9 bis 16 %, was bedeutet, dass sich der Blutzuckerwert zirka 2 Stunden pro 24 Stunden länger im Zielbereich befindet.

Häufigkeit und Ausmass der Hypoglykämien werden insbesondere nachts deutlich reduziert, was auch die Angst vor nächtlichen Hypoglykämien verringert. Viele Diabetikerinnen und Diabetiker oder Eltern von Kindern mit Diabetes können endlich wieder ruhig schlafen. Für Diabetesbetroffene ist es zudem sehr entlastend, morgens mit guten Werten in den Tag zu starten.

Durch die stabilere Blutzuckereinstellung verbessert sich in der Regel auch die Hypoglykämie-Wahrnehmung, sodass die individuellen Warnsymptome wieder frühzeitiger auftreten. Patientinnen und Patienten mit einer Insulinpumpe, insbesondere mit einem Loop-System, berichten aus diesen Gründen über eine Steigerung der Lebensqualität.

Voraussetzung für eine Insulinpumpen-Therapie

Die Insulinpumpe, ob Schlauchpumpe oder Patch- Pumpe, muss ständig am Körper getragen werden. Für maximal eine Stunde kann die Pumpe gelegentlich vom Katheter abgekoppelt werden (Baden, Duschen, Sport). Länger sollte dies nicht sein, da die Pumpe nur mit schnellwirksamem Insulin gefüllt ist und sonst der Blutzucker rasch entgleisen kann. Vor der Umstellung auf eine Pumpen-Therapie sollte man sich bewusst sein, dass man immer ein technisches Gerät auf sich trägt. Um sich entscheiden zu können, bieten viele Diabeteszentren an, probeweise eine mit Kochsalzlösung gefüllte Insulinpumpe zu tragen.

Insulinpumpen oder Glukosesensoren können auch einmal ausfallen oder es kann zu einem Lieferengpass von Zubehör oder Sensoren kommen. Das kann insbesondere am Wochenende oder in den Ferien wegen Unterbrechung der Insulinzufuhr gefährlich werden. Daher ist es unabdingbar, dass alle Diabetesbetroffenen, die eine Insulinpumpe nutzen, auch die Pen-Therapie mit Basal- und Bolusinsulin beherrschen und ausrechnen können, welche Insulindosis sie sich für die Nahrung oder zur Blutzuckerkorrektur spritzen sollten. Ins Feriengepäck gehören deshalb «Notfallpens».

Da die Insulinpumpe ausschliesslich mit schnellwirksamem Insulin gefüllt ist, kann es bei Unterbrechung der Insulinzufuhr innerhalb weniger Stunden zu einer schweren Blutzuckerentgleisung oder Ketoazidose kommen. Die Insulinzufuhr wird beispielsweise unterbrochen, wenn die Pumpe abgekoppelt wird, der Katheter aus der Haut rutscht oder abknickt, die Batterie oder das Insulinreservoir leer ist. Die Pumpe meldet eine unterbrochene Insulinzufuhr mit Alarmen, welche nicht ignoriert werden sollten. Kenntnisse der Massnahmen bei drohender oder bestehender Ketoazidose sind daher Voraussetzungen für eine Insulinpumpen-Therapie.

Bei den Loop-Systemen übernehmen Insulinpumpe und Sensor einen wesentlichen Teil der Diabetestherapie. Nutzerinnen und Nutzer sollten sich darauf einlassen können, den Geräten die Steuerung zu überlassen.

Nimmt mir eine Insulinpumpe die Arbeit ab?

Eine Insulinpumpe, insbesondere eine Insulinpumpe mit Loop-System, kann helfen, den Blutzucker zu stabilisieren, weshalb Korrekturen seltener erforderlich sind. Daher muss man sich – nach einer gewissen Eingewöhnungszeit – nicht mehr ständig Gedanken machen, warum es zu Blutzuckerschwankungen kommt und wie man diese am besten korrigieren soll. Das Loop-System bedeutet also vor allem weniger Denkarbeit und Frustration hinsichtlich Blutzuckerschwankungen.

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Welcher Aufwand fällt mit der Insulinpumpe an?

Genauso wie bei einer Pen-Injektionstherapie ist eine korrekte Schätzung der Kohlenhydratmenge vor einer Mahlzeit erforderlich. Diese Menge muss der Pumpe via Tasten oder Display eingegeben werden, denn die Pumpe kann nicht «erraten», ob und wie viele Kohlenhydrate demnächst ankommen werden. Auch sportliche Aktivitäten müssen der Pumpe «mitgeteilt», also in die Pumpe eingegeben werden, damit sie die Insulinzufuhr entsprechend anpassen kann.

Damit die Pumpe korrekt funktioniert, muss das Insulinreservoir in der Pumpe etwa alle 3 Tage gewechselt werden. Zudem müssen die Pumpenkatheter alle 2 bis 3 Tage neu gelegt, die Sensoren regelmässig gewechselt sowie mit der Pumpe gekoppelt und gegebenenfalls kalibriert werden.

Gegenüber der Pen-Injektionstherapie fallen einige zusätzliche organisatorische Arbeiten an – beispielsweise Material bestellen, Rechnungen bezahlen und bei der Krankenversicherung einreichen, Apps installieren, Updates der Programme durchführen und Sensor/Pumpe mit einer Cloud verbinden. Insbesondere die Loop-Systeme speichern die Blutzuckerwerte, Pumpeneinstellungen und abgegebenen Boli in Clouds, sodass man mit dieser Art der Datenspeicherung einverstanden sein muss. In der Regel wird mit der entsprechenden Pumpen-Herstellerfirma ein Vertrag für eine Laufzeit von 4 Jahren abgeschlossen.

Kenntnisse einüben und auffrischen

Eine Insulinpumpe ist nur so gut, wie die Kohlenhydratmengen von der Diabetikerin oder dem Diabetiker berechnet werden. Darum muss vor der Umstellung auf eine Insulinpumpen-Therapie das korrekte Einschätzen der Kohlenhydratmengen repetiert und geprüft werden.

Es lohnt sich – gerade zu Beginn der Insulinpumpen- Therapie, aber auch zwischendurch –, Zeit für das Verstehen der Funktionsweise der Insulinpumpe zu investieren. Es werden mehrere Termine bei der Diabetesfachberatung empfohlen, um sich mit dem Prinzip vertraut zu machen. Die Besonderheiten der ausgewählten Insulinpumpe, die Installation der notwendigen Software respektive Apps lernt man dann beim Schulungstermin mit der Pumpen-Herstellerfirma. Im Falle eines Loop-Systems wird sukzessive erst der Glukosesensor, dann die Pumpe eingeführt und bei einem weiteren Termin beides gekoppelt. Nach sorgfältiger Einführung wird man in der Regel mit einer deutlich besseren Lebensqualität belohnt.

Für wen ist die Therapie mit einer Insulinpumpe nicht geeignet?

Bei Typ-2-Diabetesbetroffenen kann in der Regel durch einfachere Massnahmen eine gute Blutzuckereinstellung gelingen, sodass bei dieser Diabetesform eine Insulinpumpen-Therapie meistens nicht erforderlich oder nicht sinnvoll ist.

Eine Insulinpumpen-Therapie ist für alle Personen nicht geeignet, die ihren Diabetes mellitus nicht akzeptieren können oder sich nicht damit auseinandersetzen möchten.

AutorIn: Dr. med. Anne Katrin Borm, Leitende Ärztin Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus, Kantonsspital Aarau