Ob Weihnachtstee, Zimtsterne, Lebkuchen oder Glühwein: Winterzeit ist Zimtzeit. Weil Zimt den Ruf hat, ein natürlicher Blutzuckersenker zu sein, nehmen manche Patientinnen und Patienten das ganze Jahr über grössere Mengen Zimt zu sich. Ob’s wirklich hilft?

Zimt wird aus der Innenrinde von Zimtbäumen aus der Familie der Lorbeergewächse gewonnen und bereits seit der Antike zum Würzen von Speisen verwendet. Nach schwarzem Pfeffer ist Zimt das zweitbeliebteste Gewürz in den USA und in Europa.

Zimt als natürlicher Helfer bei Diabetes?

Zimt soll die Magenentleerung verlangsamen und dadurch den Anstieg des Blutzuckerspiegels reduzieren. Nun zeigten zwar mehrere Studien an Tieren einen positiven Effekt von Zimt, sowohl beim Nüchternblutzucker als auch beim glykierten Hämoglobin (HbA1c- Wert, der Auskunft über die Blutzuckerkontrolle in den letzten 2–3 Monaten gibt). Doch ergaben Studien am Menschen keine Hinweise auf eine signifikante Verbesserung von Nüchternblutzucker, HbA1c und Blutfettwerten. Ein Grund könnte im unterschiedlichen Studienaufbau liegen: Es kamen verschiedene Zimtsorten zur Anwendung sowie eine unterschiedliche Einnahmemenge und -dauer. Dadurch können sich Verzerrungen ergeben, was eine endgültige Aussage erschwert.
Tatsächlich gibt es viele verschiedene Zimtsorten. In unseren Breitengraden sind Ceylon- und Cassia-Zimt die bekanntesten: Ceylon-Zimt ist deutlich teurer und milder im Geschmack als Cassia-Zimt, der zumeist in verarbeiteten Lebensmitteln enthalten ist.

Mass halten

Zimt enthält ebenso wie Tonkabohnen, Steinklee und weitere Pflanzen den natürlichen, süsslich riechenden Aromastoff Cumarin. Die Cumarin-Konzentration kann dabei stark variieren: Während sie in Cassia-Zimt hoch ist, kommt der Aromastoff in Ceylon-Zimt nur in Spuren vor.
Für Kosmetika und Haushaltsartikel kann Cumarin in reiner Form verwendet werden. Es ist auch in einigen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. In Ländern wie Kanada zum Beispiel ist Letzteres verboten, in Frankreich hingegen erlaubt. Doch die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Arbeitsschutz (ANSES) warnt vor dem übermässigen Konsum von Cumarin, ob in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder von Cassia-Zimt, der natürlicherweise reich an Cumarin ist. Cumarin in einer hohen Dosis kann zu Leberschäden führen. Die ANSES rät daher Personen mit Leberproblemen dringend davon ab, Nahrungsmittel mit hohem Cumarinanteil zu essen. Je nach Zimtsorte, Verarbeitungsgrad und verzehrter Menge kann der aufgenommene Cumaringehalt stark variieren. Gemahlener Zimt und Gewürzmischungen enthalten im Allgemeinen die grössten Mengen Cumarin. Da die zulässige Maximaldosis (0,1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag) bei normalem Konsum kaum überschritten wird, wurden bislang keine Massnahmen getroffen oder Einschränkungen eingeführt. Es gibt aber durchaus sensible Personengruppen, für die ein übermässiger Konsum von Cassia- Zimt oder einer Kombination aus mehreren Cumarinquellen zu grossen gesundheitlichen Problemen führen könnte.

Fazit

Ein Diabetes-Wundermittel gibt es leider nicht. Die Empfehlung lautet daher weiterhin: ausgewogene Ernährung in kleinen, über den Tag verteilten Mahlzeiten, ballaststoffreiche Lebensmittel, 30 Minuten Bewegung am Tag. Und wenn Zimt, verehrte Leserinnen und Leser, dann wählen Sie den Ceylon-Zimt – aus einem einfachen Grund: weil er so gut schmeckt! Denn auch hier gilt wie bei so vielem: Weniger ist oft mehr und zu viel tut selten gut!

AutorIn: Odile Rossetti Olaniyi