Brot

«Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer» besagt eine bekannte Redewendung. Dies trifft tatsächlich sehr oft zu, sei es im Sport, an einer Schönheitskonkurrenz oder an der Börse. Erfreulicherweise finden sich aber sehr oft auch Situationen, die keine Verlierer zurücklassen. Dabei geht es in der Regel nicht um Olympiasiege oder Millionengewinne. Aber auch kleine, unspektakuläre Alltagssituationen können für alle Beteiligten erfreulich, nützlich oder gewinnbringend sein. In modernem Neudeutsch sprechen wir dann von Win-win-Situationen.

Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen sinken und es draussen hudelt und schneit, kommt bei vielen Leuten die körperliche Aktivität zu kurz. Dies ist bei mir nicht der Fall, obwohl auch ich mit zunehmendem Alter etwas freundlicher mit mir umgehe. Ich verlege die sportliche Betätigung dann in die «warme Stube». Weil weisse Wände aber nicht so inspirierend sind wie die Natur, haben wir uns einen Fernseher mit grossem Bildschirm geleis­tet. So kann ich meine Kondition während eines Champions League Fussballspiels aktiv auf- statt passiv abbauen. Eine Win-win-Situation. Das Bier hat dann in der zweiten Halbzeit Platz …
«Im Schweisse meines Angesichts» komme ich auch dazu, manchmal eine andere Sendung im Fernsehen anzuschauen. So geschehen dieser Tage. Und dabei habe ich in der Sendung Puls – als Arzt meide ich sonst im Allgemeinen Gesundheitssendungen – etwas gelernt, das ich gerne auch an Sie, liebe Leserinnen und Leser, weitergebe, selbstverständlich im Sinne einer Win-win-Situation.
Im Zöliakie-Artikel («d-journal» Nummer 242) haben wir kürzlich darüber berichtet, dass die Zahl der Menschen, die glauben, an einer «Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität» zu leiden, immer grösser wird. Meist beobachten sie, dass ihre Beschwerden geringer werden, wenn sie auf Brot verzichten.
In einer neuen Studie ist nun gezeigt worden, dass bei empfindlichen Leuten für Blähungen und andere Bauchbeschwerden beim Essen von Brot viel weniger die Art des Getreides von Bedeutung ist als die Dauer des Gehenlassens des Hefeteigs. Falls auch Sie zu denjenigen gehören, die vermuten, eine erhöhte Glutensensitivität zu haben: Suchen Sie sich einen Bäcker aus, welcher der Hefe genügend Zeit zum Wirken lässt. Vielleicht vertragen Sie das Brot dann wieder problemlos.
Und: Denken Sie daran, dass man sehr gut aktiv sein kann vor dem Fernseher! Falls Sie meine Tipps beherzigen, sind Sie körperlich fitter und können  – hoffentlich – Brot wieder ohne Beschwerden geniessen. Auch dies eine klassische Win-win-Situation, weil auch ich mich mit Ihnen herzlich darüber freue!

AutorIn: Dr. med. K. Scheidegger