Fusspflege

Um Diabetes-Betroffene beim Management ihrer Krankheit zu unterstützen, bilden sich kompetente Fachpersonen im Gesundheitsbereich weiter. Wer dahinter steckt und warum ein regelmässiger Besuch in der Diabetesberatung, Ernährungsberatung oder Fusspflege empfohlen ist, lesen Sie in unserem dreiteiligen Special zu den Fachpersonen. Zu Besuch bei Edith Neff, dipl. Pflegefachfrau HF mit Zusatzdiplom Fusspflege, diabetesostschweiz.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Pro Tag führe ich bei etwa sieben Patienten eine Fusspflege durch, ca. 1 Stunde pro Patient. Dazu gehört: Den Arbeitsplatz vorbereiten, für jeden neuen Patienten eine Karteikarte zur Dokumentation eröffnen, natürlich die Behandlung an sich sowie die Terminfindung für die nächste Behandlung, um die regelmässige Pflege und Kontrolle zu gewährleisten. Ein essentieller Punkt des Arbeitsalltags ist natürlich auch die Reinigung des Arbeitsplatzes und die Sterilisierung der Instrumente nach jeder Behandlung.

Was passiert genau in einer Fusspflege?
Zu Beginn beurteile ich den Zustand der Füsse und mache bei Auffälligkeiten eine Foto davon, um den Verlauf der Therapie zuverlässig zu dokumentieren. Danach führe ich die Behandlung durch: Kürzen der Nägel, Behandlung von übermässiger Verhornung der Haut sowie der Hühneraugen oder Warzen. Sowohl die Behandlung als auch Ungewöhnliches oder Empfehlungen für den Patienten halte ich schriftlich fest. Diese Dokumentation dient in erster Linie zur Information, aber auch als Absicherung bei Komplikationen oder für Rückmeldungen an andere behandelnde Fachpersonen. Während einer Behandlung beantworte ich Fragen und gebe Tipps zur selbstständigen Beobachtung oder Pflege der Füsse. Es bietet sich aber auch die Gelegenheit, über Themen zu sprechen, die weit entfernt sind vom Diabetes. Durch die regelmässigen Kontakte kann eine Vertrauensbeziehung entstehen.

Fusspflege InstrumenteWelche Hilfsmittel kommen zum Einsatz?
Als Grundausstattung sind die Fusspflegemaschine mit den notwendigen Fräsern, die Lupe, gutes Licht und der verstellbare Pflegestuhl unverzichtbar. Meine Hände sind zudem wichtige Werkzeuge für das Abtasten des Fusses: Allfällige Verhärtungen, erhabene Stellen, Hornhautplatten oder versteckte Hühneraugen und Warzen zwischen den Zehen kann ich so gut erspüren. Bei Rötungen, Schmerzen, Schwellungen, Überwärmung oder eingeschränkter Beweglichkeit messe ich mit einem Thermometer die Oberflächentemperatur der Haut, da diese Symptome auf eine Entzündung hinweisen können. Anschauungsmaterial wie Kompressionsstrümpfe, Spezialsocken und Pflegeprodukte sind ausgestellt, Patientenbroschüren liegen auf.

Werden die Kosten für die Behandlung von der Krankenkassen-Grundversicherung übernommen?
Mit einer Verordnung zur Fusspflege, die vom Arzt ausgefüllt wird, deckt die Krankenkassen-Grundversicherung die Behandlungen ab, wenn die Fusspflege von einer dipl. Pflegefachperson in einer der regionalen Diabetes-Gesellschaften (welche diese Leistung anbieten) durchgeführt wird. Oder auch durch Pflegefachpersonen der Spitex oder einer anderen ambulanten Pflegeeinrichtung. Informieren Sie sich im Voraus über die Kostenübernahme.

Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Ausgebildet als dipl. Pflegefachfrau HF habe ich in den Bereichen Akutmedizin, Psychiatrie, Spitex und Rehabilitation, später auch mit Gehörlosen und an Demenz erkrankten Menschen, gearbeitet. Mit der Ausbildung zur Sterbebegleiterin erfüllte ich mir einen Traum. Der Abschluss des Zusatzdiploms in der Fusspflege vor vier Jahren erlaubte mir dann, meine Arbeit bei diabetesostschweiz aufzunehmen. Nicht stehen bleiben, stets Neues lernen und das Interesse an chronischen Krankheiten sind die Punkte, die mich motivierten, diesen Weg zu gehen.

Was war ihr schönstes Erlebnis und wo sehen sie die grösste Herausforderung?
DAS schönste oder eindrücklichste Erlebnis gibt es nicht. Die Vielseitigkeit meiner Tätigkeit, die vielen unterschiedlichen Klienten und mit ihnen ihre bisweilen ergreifenden Lebensgeschichten machen meine Arbeit spannend und berühren mich immer wieder von Neuem. Dass ich «meinen» Klienten etwas aus meiner Erfahrung zurückgeben darf, macht mich in meiner Arbeit zufrieden – bedeutet für mich jedoch auch immer wieder eine grosse Herausforderung. Eine Herausforderung, welche ich suche und brauche.

Was geben sie einem Menschen mit Diabetes mit auf den Weg?
Den Füssen muss Sorge getragen werden, denn sie tragen uns durchs Leben. Ohne Panik zu verbreiten, möchte ich gezielt Tipps zur Prävention und Behandlung mitgeben. Die Füsse sollten täglich inspiziert werden. Dies kann selbstständig oder von einer Hilfsperson durchgeführt werden. Verletzungen sollten vermieden und Befunde rechtzeitig erkannt, respektive behandelt werden. Auf eine regelmässige, gute Haut- und Nagelpflege muss geachtet werden. Zudem ist angepasstes Schuhwerk unverzichtbar.
Bei Fragen und Unsicherheiten möchte ich signalisieren, dass wir Fachpersonen jederzeit kontaktiert werden dürfen, um Ihnen mit Ihren Füssen weiterzuhelfen.

AutorIn: Edith Neff