Es war ein typischer Sommertag im Juni dieses Jahres, am Himmel über Bregenz drohten dunkle Regenwolken. Manch einer der achtköpfigen Gruppe mit Veloausrüstung dürfte sich am Start gefragt haben, ob es wohl eine gute Idee gewesen sei, sich zu einer Bodenseerundfahrt per Zweirad zu treffen.
Die Vertreterinnen und Vertreter von Diabetesorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren dem Aufruf gefolgt, sich zu einem Informationsaustausch zu treffen, und dies nicht in einer nüchternen Kongresshalle, sondern eben an einer dreitägigen Velotour rund um das gemeinsame Gewässer. Quasi im Rucksack (oder der Satteltasche) hatten sie eine gemeinsame Botschaft an die Gesundheitsbehörden und die Politik: die Anliegen der Diabetesbetroffenen ernst zu nehmen.
Diese sogenannten «Bodensee-Forderungen» erwähnen fünf Punkte, deren Erfüllung (noch) nicht überall selbstverständlich ist. Menschen mit Diabetes sollen demnach über die gesamte Lebensspanne durch ausreichend ärztliches und pflegerisches Personal betreut werden. Fachärztliche Versorgung müsse auch in Alters- und Pflegeheimen gewährleistet sein. «Wir fordern ausserdem flächendeckend gesunde Lebensmittelangebote in Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen», heisst es weiter.
Ausserdem werden Werbebeschränkungen für stark zuckerhaltige Lebensmittel gefordert, zur Eindämmung von Übergewicht und Diabetes. Diese Forderungen wurden an einer Medienkonferenz in Bregenz der Öffentlichkeit präsentiert.
Mindestens so wichtig war aber auch der Gedankenaustausch der Delegierten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. An gemeinsamen Nachtessen oder beim Picknick am Wasser konnte vortrefflich über die verschiedenen Gesundheitssysteme der Länder diskutiert werden. So erwähnte etwa ein Vertreter Vorarlbergs das Bestreben, in möglichst allen Bezirken ambulante Anlaufstellen für Diabetesbetroffene zu schaffen – etwas, das es in der Schweiz mit den regionalen Diabetesgesellschaften seit Jahrzehnten gibt. Und ja: Velo gefahren wurde natürlich auch, wobei die Regenausrüstung im Gepäck während der drei Tage mindestens so wichtig war wie der Not-Traubenzucker.